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Archiv-Artikel

Bankchef erzählt fünf Stunden lang

BANKENPROZESS Weiterer Angeklagter weist den Vorwurf der Untreue zurück. Landowsky schweigt bisher

Im Bankenprozess hat am fünften Verhandlungstag am Montag ein weiterer Angeklagter vorm Landgericht Berlin zu dem Untreuevorwurf Stellung genommen. Der frühere Chef und Mitglied des Aufsichtsrates der Bankgesellschaft, Manfred Rupf, bezeichnete dabei die Anklage als „abstrus“ und kündigte an, auf die angeblichen „Widersprüche“ „detailliert“ einzugehen.

In dem seit Juni laufenden Prozess müssen sich fünf leitende Mitarbeiter der Immobilientochter der Bankgesellschaft IBG sowie sieben Aufsichtsratsmitglieder wegen Untreue verantworten. Darunter Manfred Rupf und der frühere CDU-Fraktionschef Klaus-Rüdiger Landowsky.

In dem Verfahren geht es um zwei sogenannte Rundum-sorglos-Fonds der IBG, die Mitte der 90er-Jahre aufgelegt wurden und den Zeichnern Mietgarantien von 25 Jahren und erhebliche Steuervorteile boten, obwohl der Immobilienmarkt bereits seit 1995 rückläufig gewesen sein soll. Der Berliner Bankgesellschaft soll dadurch umgerechnet ein Schaden von rund 58 Millionen Euro entstanden sein. Die Vermögensgefährdung wird auf weitere 38,6 Millionen Euro geschätzt.

Zu Beginn seiner fünfstündigen Stellungnahme verwies der frühere Bankkonzernchef auf die Einschätzung der Wirtschaftsprüfer. Danach war die „Vermietungssituation“ der in den Fonds enthaltenen Objekte „eine gute Mischung“. Es habe „qualifizierte Vorberichte“ dazu gegeben. „Es gab keinen Anlass für den Aufsichtsrat, daran zu zweifeln“, betonte der 66-jährige Rupf.

Der frühere IBG-Chef Manfred Schoeps hatte am vorigen Prozesstag die Anklage als „künstlich konstruiert“ und „grotesk“ kritisiert. Seinen Angaben nach hatten nicht die Fondsgeschäfte, sondern vielmehr „hoch spekulative Darlehensgeschäfte“ in Irland zur Krise der Bankgesellschaft im Jahr 2001 geführt.

Die Bankenkrise hatte letztlich den Bruch der großen Koalition in Berlin zur Folge. Von ihrem darauffolgenden Niedergang hat sich die Berliner CDU bis heute nicht erholt. Landowsky, der in der Folge alle Ämter verloren hat, will sich „gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt im Prozess äußern“. Das Verfahren wird am 27. Juli zunächst mit weiteren Ausführungen des Angeklagten Rupf fortgesetzt. (ddp)