LEO GABRIEL ÜBER HONDURAS VOR DEM BÜRGERKRIEG : Auf der Suche nach Solidarität
Die neokonservativen Putschisten in Honduras haben am Sonntag das relativ zurückhaltende Vermittlungsangebot des Friedensnobelpreisträgers und Präsidenten von Costa Rica, Óscar Arias, in den Wind geschlagen – ein Angebot, hinter dem sich die gesamte institutionalisierte Weltöffentlichkeit bisher verschanzt hat.
Um die Ablehnung zu verstehen, bedarf es eines Blicks auf die Abgründe, die Manuel Zelaya, dem großbürgerlichen und sozialliberalen Don Quijote Zentralamerikas, zur Falle geworden sind: Die unheilige Allianz machtbesessener Multimillonäre, mafiöser Politiker und korrupter Militärs hat sich in Honduras schlicht über alle Spielregeln der nationalen und internationalen Staatlichkeit hinweggesetzt – ohne Rücksicht auf Verluste.
Noch versuchen diese ewiggestrigen Kräfte, sich wie ein Wolf im Schafspelz zu gebärden, und vertrauen darauf, dass die Weltöffentlichkeit bald die sieben Millionen zum Großteil völlig verarmten HonduranerInnen vergessen haben wird. Um das zu verhindern, haben sich im ganzen Land nun „Widerstandsfronten“ gebildet, für die die Rückkehr ihres Präsidenten längst kein Selbstzweck mehr ist.
Denn wie in den 1980er-Jahren droht jetzt ein Bürgerkrieg zwischen Reich und Arm, wobei Letzteren im Unterschied zu Nicaragua, El Salvador und Guatemala die Voraussetzungen für einen bewaffneten Widerstand völlig fehlen. Was ihnen bleibt, ist ein nahezu irrationaler Glaube an eine internationale Solidarität, die bereit wäre, beim Aufbau des honduranischen Widerstands aktiv mitzuarbeiten. Dabei sind Menschenrechtsbeobachter ebenso gefragt wie FriedensaktivistInnen, die dafür sorgen, dass die Versprechungen der internationalen Staatengemeinschaft nicht nur Worte bleiben.
Der Autor ist zurzeit mit einer Delegation von MenschenrechtsaktivistInnen aus Europa und Lateinamerika in Honduras unterwegs