: Big Business in Köln
Beim Uni-Wirtschaftskongress diskutierten Topmanager wie Josef Ackermann über „effiziente Führung“
KÖLN taz ■ Umworben wie ein Popstar betrat Josef Ackermann am Mittwoch das Podium des Wirtschaftskongresses an der Kölner Universität. Zehn Fotografen vor ihm, zwei hinter ihm, dazu drei Kameraträger und etwa zwanzig Studenten mit Fotohandys. Wenn jemand wie der Chef der Deutschen Bank sich zum Thema „Die Kultur der Führung – Entscheidungen effizienter umsetzen“ äußern will, dann stehen BWL- und VWL-Studenten in Doppelreihen an der Hörsaalwand. „Ich bin wirklich glücklich, hier zu sein“, so viel kann der Schweizer noch sagen, dann wird er von „Juhu!“-Rufen aus der ersten Reihe unterbrochen.
Die Veranstalter des zehnten „World Business Dialogue“ an der Kölner Uni hatten prominente Podiumsteilnehmer für die Abschlussdiskussion am ersten Kongresstag gefunden. Zwar ist die Tagung der größte von Studierenden organisierte Kongress auf der Welt, aber um den Vorstandssprecher der Deutschen Bank, den Vizepräsidenten von Ford und die Vorstandsvorsitzenden von Sony BMG und Continental zu bekommen – dafür musste lange geplant werden.
Spektakuläre Geistesblitze waren von Ackermann allerdings nicht zu erwarten: „Man braucht schöne und intelligente Leute, um erfolgreich zu sein. Als Manager muss man den Leuten genau zuhören, selbst wenn sie Kritik üben.“ Da wusste Ackermann, wovon er sprach: In fast allen Zeitungen wurde seine Absicht, die Eigenkapitalrendite der Deutschen Bank auf 25 Prozent zu erhöhen, als kurzfristiges Aktionärsdenken gerüffelt.
Eindringlicher wurde da Rolf Schmidt-Holz, Vorstandsvorsitzender von Sony BMG Music, der als einziger Krawattenverweigerer im Hörsaal verkündete: „Ich brauche für meine Firma keine arroganten Personen.“ Ackermann grinst. „Wenn es nur einen arroganten Idioten in meinem Umfeld gibt, wird er gefeuert.“ Ackermann lacht.
Mit seiner deutlichen Wortwahl avancierte Schmidt-Holz zum Liebling des Saals. „Ich hasse dieses Gerede von sozialem Vertrauen.“ Das könne man schließlich nicht trainieren: „Die Leute merken ja, wenn Sie ein scheinheiliges Arschloch sind.“
Aus Rücksicht auf den Ford-Manager, einen Amerikaner, wurde die Podiumsdiskussion auf Englisch geführt. Gegen Ende richtete ein Student an Ackermann die Frage, ob er damit leben könnte, einmal nur der Zweitbeste zu sein. Da schaute der Chef der Deutschen Bank sehr zerknittert – dank Großaufnahme auf dem eigens auf gestellten Videoschirm für jeden sichtbar. „Soll ich die Frage noch mal auf Deutsch stellen?“, hakte der Student nach. Doch da grinste Ackermann schon wieder. Erfolg habe man nur mit langfristigem Denken. BENJANIM TRIEBE