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Archiv-Artikel

Rechtsextreme Hausbesetzer

NAZISCHMIEDE Der rechtsextreme Anwalt Jürgen Rieger hat mit Kameraden ein leerstehendes Landhotel im Kreis Celle besetzt. Die Gemeinde stellte Strafanzeige, Rieger pocht auf einen Pachtvertrag

Per Fax erklärte Rieger dem Insolvenzverwalter, dass er die Schlösser aufbohren ließ

Im Immobilienpoker um das „Landhaus Gerhus“ hat der Neonazianwalt Jürgen Rieger das ehemalige Landhotel bei Fassberg im Kreis Celle vergangenen Freitag mit Gesinnungsgenossen besetzt. Die Gemeinde versicherte nun, dass Gebäude schnellstmöglich räumen zu lassen. „Strafanzeige ist vom Insolvenzverwalter gestellt“, heißt es in einer Presseerklärung. Rieger will in dem Gebäude rechtsextreme Schulungen, Parteitage und Jugendlager organisieren.

Vor wenigen Wochen, Anfang Juli, hatte Bürgermeister Hans-Werner Schlitte der taz gesagt: „Die Verhandlungen mit der Besitzerin sind ins Stocken geraten“. Der Grund: Überzogene Preisvorstellungen der Dame. „Wir konnten ein finanzierbares Konzept für ein Pflegeheim aufzeigen“, sagt Schlitte, doch die Eigentümerin wolle nun 1 Million Euro haben. Für rund 800.000 Euro wäre der Kauf gelungen, erklärt die Gemeinde.

Unlängst reichten Gläubiger einen Antrag auf Zwangsverwaltung beim Amtsgericht ein. Mit Erfolg: Am 27. Mai ordnete das Gericht eine Insolvenzverwaltung an. Der Zwangsverwalter Jens Wilhelm ließ die Schlösser der Immobilie austauschen – auch weil das Gebäude unbewohnt war. Ein kurzfristiger Erfolg, wie sich jetzt zeigt. Denn die Eigentümerin legte einen Pachtvertrag mit Rieger vom 26. Mai vor. Einen Vertrag, dessen Gültigkeit Wilhelm aber anzweifelt.

Kein Grund für Rieger zu warten. Per Fax teilte er dem Insolvenzverwalter mit, dass er die Schlösser aufbohren ließ. Laut der „Celleschen Zeitung“ sieht Rieger sich wegen dem Pachtvertrag dazu im Recht. An die 15 Kameraden sollen in das Landhotel gezogen sein. Wilhelm stellte nun Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung. Und der rechtspolitische Sprecher der Landtagsgrünen, Helge Limburg, sagt: „Ein solch dreistes Agieren der Rechtsextremisten darf sich der Rechtsstaat nicht bieten lassen“. Es wäre zu prüfen, „ob Rieger die Zulassung als Rechtsanwalt entzogen werden könnte“. ANDREAS SPEIT