: Frauen mit Implantaten: Was tun?
BETROFFENE Implantate-pass verrät, ob eine Operation notwendig ist
Warum sollen Brustimplantate ausgetauscht werden? Nach Frankreich und Tschechien rät jetzt auch die deutsche Aufsichtsbehörde allen Frauen mit PIP-Brustimplantaten, diese herausoperieren zu lassen. Es gebe neue medizinische Erkenntnisse, wonach das gesundheitsgefährdende Silikon aus den Kissen auch dann austreten könne, wenn die Implantate keinerlei Risse aufwiesen, teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit. Ein solcher Silikonaustritt allein durch „Ausschwitzen“ – also ohne nachweisbare Risse – sei beim Ultraschall aber kaum erkennbar. Weswegen das BfArM seine bisherige Empfehlung ändere.
Wer soll Implantate austauschen? Laut BfArM sollten sich ab sofort nicht nur Frauen mit nachweislich defekten Implantaten, sondern alle PIP-Trägerinnen präventiv operieren lassen.
Wie viele Frauen in Deutschland sind betroffen? Das ist unklar, da es kein entsprechendes Register gibt. Weltweit sollen bis zu 500.000 Frauen PIP-Kissen tragen. Experten schätzen, dass PIP bis zu seinem Verbot im April 2010 in Deutschland einen Marktanteil von 3 Prozent hatte. Bei jährlich 20.000 bis 60.000 Brustvergrößerungen wären das 600 bis 1.800 Betroffene.
Wer zahlt für den Austausch? Die Kosten für die Entfernung trägt die gesetzliche Krankenversicherung, teilte das Bundesgesundheitsministerium mit. Und zwar unabhängig davon, ob die Implantate im Zuge von Schönheitsoperationen eingesetzt wurden oder nach Krebserkrankungen. Allerdings müssten Patientinnen damit rechnen, anschließend einen „gewissen Eigenanteil“ in Rechnung gestellt zu bekommen, jedenfalls dann, wenn das Implantat ursprünglich aus rein ästhetischen Gründen eingesetzt wurde.
Wie können Frauen erfahren, welches Produkt ihnen implantiert wurde? Verunsicherte Frauen können sehr einfach feststellen, ob sie PIP-Implantate tragen oder nicht: Die Herstellerfirma ist in dem Implantatepass, den jede Frau nach einer Brust-OP von ihrem Arzt bekommt, verzeichnet. Wer den Pass nicht mehr findet, sollte sich an den Arzt wenden: Ärzte sind verpflichtet, die Daten ihrer Patientinnen 20 Jahre lang aufzuheben. Kliniken und Ärzte wurden zudem vom BfArM aufgefordert, ihre Brustpatientinnen zu kontaktieren.
Wer ist meldepflichtig? Etwaige Schadensfälle müssen die Kliniken und Ärzte den zuständigen Landesaufsichtsbehörden melden, die diese an das BfArM weiterleiten. Bislang sind in Deutschland 25 PIP-Fälle mit Rissbildungen bekannt. Ein Zusammenhang zwischen PIP und Krebserkrankungen wird befürchtet, bewiesen ist er allerdings nicht. HH