LESERINNENBRIEFE :
Gleichberechtigte Radfahrer?
■ betr.: „Tödlicher Alltag“, „Nur kontrollieren reicht nicht“,taz vom 3. 1. 12
SPD-Verkehrssenator Müller lobt Autofahrer und schimpft auf Radler. Das ist doch ein verdammter Unsinn. Offensichtlich hat er vom Thema nicht viel Ahnung und redet trotzdem urteilend darüber.
Ich bin Radler, Autofahrer und habe mein Berufsleben im Dunstkreis der Autoindustrie verbracht, mich dazu auch später beim ADFC für das Alltagsradfahren engagiert. Täglich erlebe ich, wie Autofahrer durch die Bank zu schnell fahren, wie fast an jeder Ampel noch ein Fahrzeug bei Rot weiterfährt, wie der für Radfahrer vorgesehene Platz von parkenden Fahrzeugen in Anspruch genommen wird usw. Was erwartet man da von den gleichberechtigten Radfahrern, die als Verkehrsteilnehmer (im Gegensatz zu Autofahrern) bei eigenem Fehlverhalten vor allem sich selbst gefährden? Berlin hat viele Radfahrer und tut viel zu wenig und zum Teil Falsches für sie.
Beispiel: Frohnau, Bundschuhweg/Oranienburger Chaussee, dort wird ein Radweg unnötigerweise auf die Fahrbahn geführt, und zwar ohne Schutzbucht und so, dass unmittelbar am Beginn der Radfahrer in eine tiefe Gulliabsenkung knallt oder in die Fahrbahn hinein ausweichen muss. Also, falsch gespart, falsch und gefährlich gemacht. JÜRGEN WEINERT, Berlin
Etwas sehr überrascht
■ betr.: „Der Occupy-Besetzerzauber“, taz vom 2. 1. 12
die taz ist tot. das mag sie überraschen, aber das ist genau so richtig wie ihre feststellung in der heutigen ausgabe: „occupy ist tot.“
als aktiver mitstreiter sollte ich davon doch wissen. da ich aber gerade sehr bei der arbeit für occupy berlin bin und die bewegung trotz aller schwierigkeiten durch polizeigewalt, regierungsbehörden, elitenfeindlichkeit und bürgerträgheit immer weiterarbeitet – und das in einer ganzen reihe von aktionsgruppen –, überrascht mich das schon etwas sehr… das berliner camp ist ja nur ein wichtiger aspekt der occupy bewegung. CHRISTIAN HEYNE, Berlin
SPD-Bürgermeister in Lichtenberg
■ betr.: „Der neue Chef im roten Osten“, taz vom 30. 12. 11
Die Aussage, Andreas Geisel sei der erste Sozialdemokrat auf dem Stuhl des Bürgermeisters in Lichtenberg, eignet sich sicher gut zur Legendenbildung, deckt sich jedoch nicht mit der historischen Wahrheit. Von 1990 bis 1992 hatte schon einmal der Sozialdemokrat Christian Kind das Amt in Lichtenberg inne, obwohl die PDS die stärkste Fraktion stellte. Auch im zweiten Vorläuferbezirk Hohenschönhausen wurde 1990 der zunächst noch parteilose Rudolf Buschko aus der Fraktion der SPD bis 1992 Bezirksbürgermeister. Auch dort lag die PDS deutlich vor der SPD. 1945 amtierte zunächst der Sozialdemokrat Franz Stimming für einige Wochen in Lichtenberg als Bürgermeister. Mit dem Wahlsieg der SPD gelangten 1946 die Sozialdemokraten Helmut Schwenn und danach Wilhelm Pomezny bis 1948 ins Amt. Von 1921 bis 1933 standen an der Spitze der Bezirksverwaltung in Berlin-Lichtenberg mit Otto John und Alfred Siggel gleichfalls Sozialdemokraten. JÜRGEN HOFMANN, Berlin