LESERINNENBRIEFE
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■ betr.: „Arcandor bereitet sich auf Zerschlagung vor“, taz vom20. 7. 09

Krieg den Palästen der Bankster

Liebe Madeleine Schickedanz, Gustav und Grethe Schickedanz würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie mit ansehen müssten, was Du aus ihrem Erbe gemacht hast. Vom Geschäft keine Ahnung und noch dazu Blendern und Pleitegeiern wie Thomas Middelhoff & Co. blind vertraut. Das musste ja schiefgehen. Da hilft auch kein Jammern, Du hättest keinen Rentenanspruch und müsstest mit 500 bis 600 Euro im Monat auskommen und sogar bei einem Discounter einkaufen gehen.

Das müssen Millionen andere Menschen in unserem Lande auch. Jetzt bleibt Dir nur noch das Rothemd. Oskar Lafo(ntaine) wird Dich begeistert in seiner Linkspartei aufnehmen, damit Du auf allen Parteikundgebungen erklären kannst, wohin Dich dieser „Scheißkapitalismus“ getrieben hat: nämlich ganz nach unten. Deine neuen Freunde und Weggefährten sind nun die Grundsicherungsrentner und Hartz-IV-Empfänger. Mit ihnen gemeinsam darfst Du jetzt die Merkels und zu Guttenbergs dieser Welt verurteilen, die bei der Zerschlagung Deines Arcandor-Konzerns zugesehen haben, ohne wirklich hilfreich gewesen zu sein. Mit ihnen gemeinsam darfst Du von nun zur Schnäppchenjagd in die Discounter, bei den örtlichen Tafeln umsonst einkaufen und bei den Caritas-Suppenküchen kostenlos und schick essen gehen. Mit ihnen gemeinsam darfst Du an Demos und sozialen Unruhen teilnehmen und Deine Transparente provokant und fordernd zugleich zeigen: „Arcandor-Geschädigte aller Länder vereinigt Euch!“ „Ein Gespenst geht um in Europa: die neue Armut!“ „Krieg den Palästen der Bankster!“ ROLAND KLOSE, Bad Fredeburg

■ betr.: „Chaos in Kiel“, taz vom 20. 7. 09

Was taugt gegebenes Wort?

Sah es noch so aus, als müsste die SPD an der „Wasserkante“ um Luft ringen, hat die nun eingeräumte Falschaussage des meist freundlichen CDU-Ministerpräsidenten Carstensen in der Kernfrage, die SPD hätte der Bonuszahlung an Bankvorstand Nonnenmacher zugestimmt, einen fast überschallmäßigen Wahlkampffehlstart hingelegt. Das zählt mehr als doppelt in einem Land, in dem schon mal und das gleich sechsfach ein CDU-Ministerpräsident Barschel sein „Ehrenwort“ abgab und dabei log. Jetzt ist wieder ein Stück politischer Kultur beschädigt. Auch das Steuersenkungsversprechen der CDU beginnt ins Gegenteil zu wirken, da immer mehr Wähler fragen: „Was taugt gegebenes Wort?“ ALFRED GLEIM, Witten

■ betr.: „Kein Verständnis für Nonnenmacher“, taz vom 17. 7. 09

Sittenwidrig und rechtsunwirksam

Den Vertrag für den Vorstand der HSH Nordbank, Nonnenmacher, und all die anderen Verträge mit überhöhten Managergehältern und Managerzuwendungen halte ich für sittenwidrig und damit für rechtsunwirksam. JÜRGEN SCHULZ, Buchholz

■ betr.: „Deutschlands Väter kriegen die Krise“, taz vom 15. 7. 09

Rekordgewinne und Rekordboni

Nicht die wirtschaftskrise erreicht die familien, sondern die nichtsoziale marktwirtschaft! Morgen Stanley und andere banken erwirtschaften wieder rekordgewinne und schütten auch wieder rekordboni aus. Natürlich, nachdem sie öffentliche gelder in anspruch genommen haben. Und natürlich, nachdem sie massiv stellenabbau betrieben haben. Dass frau von der leyen die wichtigkeit eines zweiten einkommens, gute kinderbetreuung und flexibilität betont, setzt dem ganzen die krone auf. Anstatt dass die bundes-und landespolitiker endlich verantwortlich und ihrem auftrag nach für die allgemeinheit eintreten, soll der bürger sich an die verhältnisse anpassen. Die sektkorken werden bei „Stanley und Co“ weiter knallen. Prost!

HAGEN BOTTEK, Jena

■ betr.: „Ferienlager einmal anders“, taz vom 20. 7. 09

„Social Day“ für Gazastreifen

Ihre Nahostkorrespondentin Frau Knaul berichtet ausführlich, wie sehr sich israelische Kinder während der heißen Sommermonate langweilen. Weiß Frau Knaul über nichts Ernsthafteres zu berichten? Warum fährt sie nicht die paar Kilometer in den Gazastreifen, wo die durch die letzte israelische Invasion vom Januar zu Tausenden zerstörten Wohnungen und Häuser nicht wiederaufgebaut werden können, weil Israel den Gazastreifen abschnürt und kein Baumaterial ins Land lässt? Die palästinensischen Kinder haben sicher keine Langeweile, sondern müssen mit ihren Angehörigen versuchen, in mühseliger Arbeit aus dem Trümmerschutt brauchbares Material zu gewinnen. Vielleicht könnte Frau Knaul in Israel anregen, dass die jüdischen Kinder, statt sich zu langweilen, eine Art von „Social Day“ durchführen, dessen finanziellen Ertrag sie palästinensischen Kindern überlassen könnten.MARTIN TABACZEK, Bielefeld