DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL : Was ist da noch?
WIKI Im Netz wird versucht, rauszufinden, was Wulff dem „Bild“-Chef auf die Mailbox sprach
Wieder mischt sich das Netz in die großen Politik ein: Als die Medien es nicht schafften, Karl-Theodor zu Guttenbergs Doktorarbeit auf Plagiate zu prüfen, machten das die Mitglieder von GuttenplagWiki. Nun verzweifeln die Medien an einer ähnlichen Frage: Was genau sprach Präsident Wulff Bild-Chef Kai Diekmann auf die Mailbox? Versuchte er den Bericht zu verhindern, oder nur aufzuschieben?
Durchgestochen
Weil Wulff sich dagegen stemmt, ist der komplette Text der Nachricht ist nicht bekannt. Aber Bild-Redakteure stechen immer wieder Passagen durch, die belegen sollen: Ja, Wulff wollte den Bericht verhindern. Sie teilen die Medienlandschaft und beherrschen sie so auch. Zeitungen, auch die taz, fragen sich – was fehlt da noch? Gibt es eine Passage, die vorenthalten wird?
Und: Wie passen die Fetzen, die bisher bekannt sind, zusammen? Auch hier springt wieder das Netz ein: Auf wulffplag.wikia.com sind die bisher bekannten Stellen zusammengetragen worden – als Fließtext, doch der besteht im Grunde aus zehn Fragmenten. Die meisten davon wurden in mehreren Medien veröffentlicht – allerdings unterschiedlich lang und vollständig, sodass sich aus der Kombination dieser Fragmente der mögliche Wortlaut zusammenbasteln lässt.
Die Formulierungen selbst unterscheiden sich nur in Details. Einzelne Passagen, etwa dass Wulff von sich aus Carsten Maschmeyer erwähnte, sind nur durch ein Medium belegt.
Noch mehr Material?
Offen bleibt, wie genau die Bruchstücke zusammenhängen und was zwischen ihnen verschwiegen wird. Hat die Bild-Zeitung noch mehr Material, mit dem sie Wulff erpresst? Hat Wulff Bild-Chef Diekmann beschimpft? Die Fragmente, die dort bislang zusammengetragen wurden, lesen sich jedenfalls so, als wollte Wulff die Berichterstattung tatsächlich nicht verhindern. Das würde allem widersprechen, was die Bild-Redakteure bislang behauptet haben.
Zwar ist in den Fragmenten von „Krieg“ und „Anwälten“ die Rede – doch dieses „Krieg“ bezieht sich auf eine gemeinsame Schlacht, die es geben werde, offenbar in der Öffentlichkeit. Und dass „Anwälte“ die Veröffentlichung verhindern sollen, wird nicht gesagt. Stattdessen sagt Wulff: „Wenn das Kind im Brunnen liegt, ist das Ding nicht mehr hochzuholen“ – und meint damit offensichtlich den Bericht.
LALON SANDER