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Archiv-Artikel

Demo gegen USA

Zehntausende Schiiten protestieren in Bagdad gegen Besatzungstruppen. Pakistans Konsul im Irak vermisst

BAGDAD rtr/taz ■ Am zweiten Jahrestag der Entmachtung des irakischen Diktators Saddam Hussein haben am vergangenen Wochenende zehntausende Anhänger des radikal-islamischen Geistlichen Moktada al-Sadr gegen die US-Besatzungstruppen demonstriert. Zudem forderten die Protestierenden ein schnelles Verfahren für Saddam Hussein.

Die Veranstalter hatten mit etwa einer Million Teilnehmern gerechnet. Die tatsächliche Zahl blieb zwar weit darunter, doch war es die größte Demonstration im Irak seit den Wahlen vom 30. Januar. Die größte Veranstaltung fand in dem als Sadr City bekannten Bezirk von Bagdad statt, wo sich auch der Firdos-Platz befindet, auf dem im April 2003 die Hussein-Statue symbolträchtig gestürzt wurde. Der schiitische Geistliche al-Sadr nahm selbst nicht an der Protestkundgebung teil, ließ jedoch eine Erklärung verlesen: „Wir wollen einen stabilen Irak und der wird nur durch die Unabhängigkeit kommen.“

Zahlreiche junge Anhänger des Geistlichen waren aus den Schiitenstädten Basra, Amara und Nassirija angereist, um an den Protesten teilzunehmen. Sie schwenkten auf dem überfüllten Platz die Landesflagge. Einige verbrannten die US-Fahne. Immer wieder skandierte die Menge: „Nein zu Amerika“, „Nein zur Besatzung“, „Ja zum Islam“.

In Mossul im Nordirak wurde unterdessen ein Selbstmordanschlag verübt. Der Attentäter sprengte sich in einem Auto in die Luft und tötete dabei zwei irakische Polizisten und ein Kind. Zahlreiche weitere Menschen wurden verletzt.

Seit dem vergangenen Samstag wird der pakistanische Konsul Malik Mohammde Javed vermisst. Wie der Außenamtssprecher Jalil Abbas Jilani in Islamabad mitteilte, sei noch unklar, ob Javed entführt wurde. Der stellvertretende Geschäftsträger in Bagdad sei am Samstagabend zum Gebet in eine nahe gelegene Moschee gegangen und seither nicht mehr gesehen worden, so Jilani gegenüber der Presse. Nach Angaben eines Sprechers der pakistanischen Botschaft in Bagdad lebte Javed seit sechs Jahren im Irak.