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Archiv-Artikel

Die Gesellschaftskritik Wie ein kleiner Junge

SCHEIDUNG Sechzig Millionen Euro Abfindung für dreizehn Jahre Ehe? Viel zu viel, meint der Aga Khan – und wehrt sich weiter gegen das Urteil der Richter

Von KAT

Karim Aga Khan IV., geistliches Oberhaupt von 20 Millionen Ismailiten, nebenbei schwerreicher internationaler Geschäftsmann, hat ein Problem. Und das heißt Gabriele Inaara Begum Aga Khan. Im September war die Ehe des 75-Jährigen mit seiner zweiten Frau geschieden worden. Eigentlich eine Formsache – das Paar lebte bereits seit 2004 getrennt. Wenn nur nicht die pikante Frage nach der finanziellen Abfindung der Begum wäre.

Das Vermögen des Aga Khan ist nämlich so groß, dass er selber nicht genau darüber Bescheid zu wissen scheint. Jedenfalls weigerte er sich vor dem Scheidungsgericht, Angaben zu seinen Besitztümern zu machen. Das Gericht schätzte sein Vermögen auf mindestens zehn Milliarden Euro. Reichlich Geld also – da scheint es nur legitim, dass die Begum ihren Anteil kriegt. Schließlich ertrug sie jahrelang die Fremdgeherei ihres Angetrauten. Dass die Frauengeschichten des Religionsführers der alleinige Grund für das Scheitern der Ehe waren, sahen die Scheidungsrichter als erwiesen an. Dumm nur für den Aga Khan, dass er es anscheinend verpasst hatte, vor der Heirat einen Ehevertrag zu schließen. Nun wird erbittert über die Höhe der Abfindung gestritten: Die Begum hatte erst 200 Millionen Euro gefordert, die Richter sprachen ihr schließlich 60 Millionen Euro zu – viel zu viel für den Aga Khan, weshalb das höchste Gericht Frankreichs die Entscheidung nun wieder kassieren soll. Schließlich habe die Begum die Pflichten der Frau eines Religionsführers verletzt, was auch immer das im Detail bedeuten mag.

Die Liebe macht auch abgefeimte Geschäftsleute bisweilen blind, und wenn die Ehe dann zerbricht, bricht der große Zahltag an. Das ist vielleicht ärgerlich, aber trotzdem legitim. Peinlich ist hingegen, dass sich einer der reichsten Männer der Welt weigert, seiner ehemaligen Herzensdame einen, insgesamt gesehen, doch recht kleinen Teil seines Vermögens abzutreten. Anstatt das Scheckbuch zu zücken, die Begum auszuzahlen und seinen Lebensabend zu genießen, schlägt sich der greise Patriarch lieber mit Scheidungsanwälten und Gerichten herum. Dabei hat es ein anderer notorisch Untreuer, der kalifornische Exgouverneur Arnold Schwarzenegger, doch gerade vorgemacht: Er überwies seiner langjährigen Ehefrau Maria Shriver freiwillig mehr als die Hälfte seiner Hollywood-Millionen, um der zerbrochenen Familie einen Rosenkrieg zu ersparen. KAT