Beweis für CIA-Verschleppung

Ausgewertete Haarproben legen nahe, dass der Deutsche Khaled al-Masri tatsächlich vom US-Geheimdienst zu Verhören nach Afghanistan verschleppt wurde

BERLIN taz ■ Der Fall des Deutschen Khaled al-Masri erhärtet den Verdacht, dass die CIA bei Terrorermittlungen zu drastischen Methoden greift. Als al-Masri nach seiner Rückkehr nach Deutschland angab, er sei von Agenten des US-Geheimdienstes nach Afghanistan verschleppt worden, glaubte ihm zunächst niemand. Inzwischen ermittelt der Münchner Staatsanwalt Martin Hofmann wegen Verschleppung gegen unbekannt, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Ausschlag gab ein wissenschaftlicher Beleg, der die Schilderung al-Masris untermauert: Ein Haartest stütze die Vorwürfe.

Al-Masri hatte angegeben, er habe sein Heim in Neu-Ulm Ende 2003 verlassen und sei nach Mazedonien gereist. Dort sei er festgenommen und verhört worden, bis ihn mutmaßliche CIA-Agenten Ende Januar 2004 nach Afghanistan flogen. Damit wäre er Opfer der berüchtigten US-Praxis, Terrorverdächtige in Staaten mit schwachen Menschenrechtstandards zu entführen, um sie dort zu verhören.

Spezialisten untersuchten 15 Abschnitte der Haare al-Masris. Daraus schlossen sie, dass er sehr wahrscheinlich eine Zeit lang „ganz wesentliche Veränderungen seiner Lebensumstände“ erfahren habe, heißt es laut SZ im Gutachten. Ähnlich wie bei einem Dopingtest suchten die Isotopen-Geochemiker nach Spuren, die Nahrung und Wasser in al-Masris Gewebe hinterließen. Was er von Januar bis Mai 2004 zu sich nahm, „könnte tatsächlich zu Afghanistan passen“. Belegen ließe sich auch al-Masris Angabe, er sei in Kabul in einen Hungerstreik getreten – laut Ermittler Hofmann gut verwertbare Beweise in einem Prozess. Fraglich ist, ob er jemals einen Verdächtigen vor Gericht stellen kann. Derzeit laufen Rechtshilfeersuchen an die mazedonischen und US-Behörden. CA