: Der ungeheure Strindberg
Die Literatur und ihre Nebenwirkungen: „Besserer Zustand, weil ich Strindberg (‚Entzweit‘) gelesen habe. Ich lese ihn nicht, um ihn zu lesen, sondern um an seiner Brust zu liegen. Er hält mich wie ein Kind auf seinem linken Arm. Ich sitze dort wie ein Mensch auf einer Statue. Bin zehnmal in Gefahr, abzugleiten, beim elften Versuche sitze ich aber fest, habe Sicherheit und große Übersicht. (…) Der ungeheure Strindberg. Diese Wut, diese im Faustkampf erworbenen Seiten.“ Notierte Franz Kafka in seinem Tagebuch. Und das verspricht im Laufe dieses Jahres doch noch ein paar bessere Zustände mehr, mit Strindberg an seiner Brust, weil man sich an ihn am besten ja wohl Strindberg-lesend erinnert. Jetzt, im Strindberg-Jahr, rund um den 100. Todestag des am 14. Mai 1912 verstorbenen schwedischen Schriftstellers mit einem imposanten Output. Selber lesend. Oder sich belesen lassend. Heute Abend zum Beispiel im Felleshus in den Nordischen Botschaften, wo in der Auftaktveranstaltung der Schwedischen Botschaft zum Strindberg-Jahr die „Notizen eines Zweiflers“ vorgestellt werden, eine Zusammenstellung mit bisher in Deutschland noch unveröffentlichten Strindberg-Texten. Daraus lesen werden Jens Harzer, der 2011 von Theater heute bereits zum zweiten Mal zum „Schauspieler des Jahres“ gewählt wurde, und Marika Lagercrantz, die schwedische Schauspielerin, die seit September die Kulturabteilung der Schwedischen Botschaft hier leitet. Der Eintritt ist frei. TM
■ „Notizen eines Zweiflers“: Felleshus, Rauchstraße 1. Dienstag, 19.30 Uhr. Eintritt frei