: Preiswert geschossen
GRUNDSTÜCKSDEAL Handelskammer bekam Areal billig. Doch wer ist schuld: Hajduk oder Horch?
Hat die Handelskammer ein „städtisches Filetstück in bester Citylage quasi geschenkt“ bekommen, wie der GAL-Wirtschaftsexperte Anjes Tjarks behauptet? Und trägt dafür ausgerechnet der ehemalige Handelskammer Präses und heutige Wirtschaftssenator Frank Horch die Verantwortung? Laut Tjarks bekam die Kammer ein 550 Quadratmeter großes Grundstück am Adolphsplatz, auf dem sie derzeit die Hamburg School of Business Administration (HSBA) erweitert, statt zum Marktpreis von 3,3 Millionen Euro für nur 93.000 Euro äußerst günstig.
Dabei wurden laut Tjarks zwei Rabatte in Millionenhöhe jeweils mit „erhöhten baulichen Aufwendungen“ begründet, weil das Baugelände über dem Ausgang eines U-Bahn-Tunnels liegt. Doch so ein doppelter Preisnachlass aus nur einem Grunde ist laut Tjarks rechtlich fragwürdig. „Man kann nicht zweimal dieselben Mehraufwendungen vom Kaufpreis abziehen“, findet er. Wirtschaftssenator Horch müsse nun „endlich zu dem Vorgang klipp und klar Stellung“ beziehen, forderte Tjarks am Dienstag.
Inzwischen hat die Wirtschaftsbehörde Stellung bezogen. Klare Aussagen zum Doppelmoppel-Rabatt umschiffte sie dabei allerdings. Kernsatz der Behörden-Argumentation: „Es fehlt an einem Konflikt. Die Stadt hat Interesse an der Hochschuleinrichtung und der Handelskammer wurde nichts geschenkt!“
Die behördliche Unterscheidung, der Bodenwert sei nicht „reduziert“ sondern „korrigiert“ worden, kommt zwar ein wenig spitzfindig daher. Ein anderes Argument könnte Tjarks Vorwürfe jedoch zum Bumerang machen: Die von ihm heftig kritisierten Preisnachlässe für die Handelskammer seien noch von Horchs Vorgängerin, Tjarks Partei- und Bürgerschaftskollegin Anja Hajduk eingetütet worden.
So lobt denn auch der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Jan Balcke in diesem Fall einmal ganz ausdrücklich und mit freudiger Heimtücke die abgewählte Vorgängerregierung: Der SPD-geführte Senat habe hier „lediglich die Absichten des schwarz-grünen Senats anerkannt“ – und letztlich umgesetzt. MARCO CARINI