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Archiv-Artikel

Reiseziel Hannover

INDEPENDENT Das Boot Boo Hook-Festival hat Größen wie Tocotronic, Kettcar oder Fehlfarben zu bieten

Das Festival mit dem sperrigen Namen feierte im vergangenen Jahr trotz strömenden Regens ein gelungenes Debüt

Wer in Hannover lebt, fühlt sich oft übergangen, wenn es um alternative Popmusik geht. Eher selten macht gute Gitarren- oder Synthesizermusik in der Landeshauptstadt Station. Doch betrachtet man nun die Wohnzimmer der ansonsten um ihre hohe Frequenz an guten Konzerten beneideten Hamburger, sieht man sie Zugverbindungen nach Hannover ausfindig machen. Und … nein! Nicht, wie gewohnt, zum Umsteigen, sondern tatsächlich um Musik zu hören.

Das Festival mit dem sperrigen Namen „Boot Boo Hook“ feierte im vergangenen Jahr trotz strömenden Regens ein so gelungenes Debüt, dass die drei Veranstalter Kulturzentrum Faust, Spandau Projekt und das Hamburger Label Tapete Records auch in diesem Jahr schillernde Bands verschiedenster Genres eingeladen haben.

Die bekannteste dürfte Tocotronic sein, die just die Fertigstellung eines neuen Werks verkündeten. In Hannover spielt die selbst ernannte Diskursrockband eines ihrer in diesem Jahr raren Konzerte. Neben Tocotronic zählt Kettcar zu den Zugpferden der Veranstaltung, von denen seit jeher solider Gitarrenpop zu erwarten ist. Weitere Mitwirkende, deren Bekanntheitsgrad den Status „Geheimtipp“ übersteigt: die Indiepopbands Fotos und Tele, die 80er-Jahre-Haudegen Fehlfarben, die Krautrocker Faust, das Punkprojekt Robocop Kraus. Ebenfalls ansehen sollte man sich unbedingt die Krawallisten von Bonaparte: Die Berliner veranstalten neben farbenfroh wahnwitzigen Spektakeln Trashpunk, zu dem man tanzen muss. Natürlich stehen nicht nur etablierte Bands auf den drei Bühnen, sondern auch weniger bekannte Projekte. Schon bevor er sich selbst empfehlen kann, sei The Late Call aus Norwegen ans Herz gelegt, dessen mal minimal, mal mit breitem Streicherpathos ausgestattete Balladen eben genau auf dieses Hohlorgan zielen. Und treffen.

Eine Veränderung zum letzten Jahr auf dem Festivalgelände ist der Campingbereich, wo sich von weit her Angereiste ohne ortsansässige Bekannte niederlassen können. Für einen Platz ist allerdings ein kurzes Bescheidsagen und eine kleine Gebühr erforderlich. MAX WALLENHORST

21./22. August, Kulturzentrum Faust, Hannover. Tagesticket: 18 €, 2-Tagesticket: 24 €

www.bootboohook.com