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Archiv-Artikel

Schwieriger Erfolg

Senat und Bürgerschaft würdigen 40 Jahre diplomatischer Beziehungen mit Israel sowie 30 Jahre Deutsch-Israelische Gesellschaft Hamburg

Es fehle, so Udo Nagel, häufig an der Sensibilität für Israels Sicherheitsbedürfnis

von Alexander Diehl

Am 12. Mai jährt sich zum 40. Mal die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und dem Staat Israel. Zehn Jahre nach jenem Botschafteraustausch gründete sich der Hamburger Zweig der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG). Weil die hiesige noch heute die größte Sektion der auf Versöhnung und Partnerschaft hinarbeitenden Organisation ist, wurden beide Jubiläen jetzt zusammen begangen: in einer Feierstunde des Senats am Mittwochabend. Den bilateralen Neuanfang hatte am Nachmittag auch die Bürgerschaft bereits gewürdigt.

Hamburgs DIG-Vorsitzende Waltraud Rubien erinnerte an die Frühphase ihrer Aktivitäten, als auf beiden Seiten vorgefasste Meinungen abzubauen gewesen seien. Mit dem Hinweis auf das Hamburg-Haus im Negev, das „aus allen Nähten platzen“ würde, „wenn es denn welche hätte“, blickte sie in die Zukunft: Bald soll dort angebaut werden.

Als „Erfolgsgeschichte“ bezeichnete Innensenator Udo Nagel das Verhältnis zwischen beiden Staaten. Er resümierte, wie vertriebenes jüdisches Leben ins Land zurückgekehrt sei – auch nach Hamburg –, sprach aber auch „Rechtsextremismus und Antisemitismus“ an, die „noch nicht ganz“ verschwunden seien. Und bemängelte, dass es hierzulande an der Sensibilität für Israels Sicherheitsbedürfnis häufig fehle.

Wie „Kollege Nagel“ verwies auch Bundesinnenminister Otto Schily auf die Anfänge. Er lobte den großen Einsatz der DIG, den auf Regierungsebene geschaffenen Rahmen für „das Besondere der Beziehungen“ mit Leben zu erfüllen. Schily geißelte neuen deutschen Relativismus – etwa die Rede vom „Bombenholocaust“ –, benannte als gefährlichste Form des Antisemitismus aber den heutigen „radikalen Islamismus“.

Angesichts des zuvor Gehörten sah sich Israels Botschafter Shimon Stein „vor ein Problem“ gestellt: „Was kann man Neues sagen?“ Er beglückwünschte die Hamburger DIG zu ihrer Arbeit, mit der sie „täglich Arbeit zum Ausbau der bilateralen Beziehungen“ leiste. Als deren „Schwäche“ bezeichnete Stei, dass sie nur auf einer Säule fuße: „auf Erinnerung, Scham und Geschichte“. Für die Zukunft hoffe er auf eine weitere: die der gemeinsamen Interessen.

Nachdem Niels Hansen, in den 80ern Bonns Mann in Tel Aviv, spezifisch hamburgische Episoden der Beziehungen zu Israel gestreift hatte, zog die versammelte Gesellschaft um: In der Handelskammer wurde das DIG-Jubiläum weiter gefeiert, unter anderem mit Worten ihres Präsidenten Manfred Lahnstein.