: Mensch und Existenz
Jean-Paul Charles Aymard Sartre wird am 21. Juni 1905 als Sohn eines Marineoffiziers in Paris geboren, nach dem frühen Tod seiner Mutter, einer Nichte von Albert Schweitzer, wächst er in La Rochelle auf.
1924 wird Sartre in die Eliteschule „École Normale Supérieure“ aufgenommen. Dort lernt er auch Simone de Beauvoir kennen, die für den Rest seines Lebens seine Lebensgefährtin wird. Sartre wird Gymnasiallehrer in Laon und Le Havre.
1934 wird er Stipendiat am Institut Français in Berlin und beschäftigt sich mit der Philosophie Nietzsches, Husserls und Heideggers.
Von 1935 bis 39 arbeitet er als Philosophielehrer in Neuilly-sur-Seine.
1936 wird Sartre durch einen Text über phänomenologische Philosophie erstmals größeren Kreisen bekannt.
Ab 1938 erlangt Sartre auch mit seinen Romanen („Der Ekel“, 1938), Novellen („Die Mauer“, 1939) und Theaterstücken („Die Fliegen“, 1943) Berühmtheit, in denen er auf sein philosophisches Anliegen hinweist.
Im Krieg wird Sartre im Juni 1940 gefangen genommen und in ein Lager nach Trier gebracht. Anfang 1941 wird er freigelassen und geht wieder in den Schuldienst.
1941 erscheint sein erstes Hauptwerk, „Das Sein und das Nichts“, in dem er die totale Freiheit und die totale Verantwortung der freien Menschen verkündet – ohne Gnade, ohne Gott und ohne Reue. Seitdem gilt Sartre als Hauptvertreter eines atheistischen Existenzialismus.
1943 schließt sich Sartre dem „Comité National des Écrivains“ (C.N.E.) an, das der Résistance nahe steht, er schreibt auch für die illegal erscheinende Lettres françaises und arbeitet an dem von Albert Camus gegründeten Widerstandsblatt Combat mit.
Ab 1946 gibt Sartre die Zeitschrift Les Temps Modernes heraus.
1952 nimmt Sartre am kommunistischen Weltfriedenskongress teil, unterwirft sich der marxistisch-leninistischen Theorie und tritt zum Kommunismus über. Er akzeptiert die „führende Rolle der Sowjetunion“.
1956 tritt Sartre wieder aus der Kommunistischen Partei aus. Die blutige Unterdrückung des Ungarn-Aufstands durch Moskau bezeichnet Sartre genauso als Verbrechen wie den späteren Einmarsch der Russen in die Tschechoslowakei 1968.
1959 erscheint sein zweites Hauptwerk, „Kritik der dialektischen Vernunft“.
Während des Algerienkriegs ergreift Sartre Partei für die algerische Unabhängigkeitsbewegung „Front de Libération Nationale“.
1964 erscheint der erster Teil seiner Autobiografie „Die Wörter“. Dieses Buch war ausschlaggebend für die Verleihung des Nobelpreises für Literatur im Herbst desselben Jahres. Sartre schlägt den Preis aus „persönlichen und objektiven Gründen“ aus. Das Nobelpreiskomitee bleibt bei seiner Entscheidung.
Im Mai 1967 führt Sartre den Vorsitz des in Stockholm tagenden „Vietnam-Tribunals“ gegen die USA.
Auf dem Höhepunkt der Mai-Unruhen 1968 hält Sartre in der Sorbonne eine Rede, in der er noch einmal die Untrennbarkeit von Freiheit und Sozialismus betont.
1970 wird Sartre vorübergehend Herausgeber des Organs der „Proletarischen Linken“, der verbotenen Zeitung La Cause du Peuple. Beim Verteilen des Blatts wird Sartre im Juni festgenommen.
1973 übernimmt Sartre die Leitung der neu gegründeten Zeitung Libération.
Ende 1974 besucht Sartre Andreas Baader im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim. Er bescheinigt Baader, dass er „aufrichtig versucht hat, Prinzipien in Taten umzusetzen“. Die Haftbedingungen bezeichnet er als „psychologische Folter“.
Ab 1974 zwingt ihn sein schlechter Gesundheitszustand, insbesondere sein nachlassendes Sehvermögen, zahlreiche Ämter und Tätigkeiten aufzugeben. Sein Alterswerk, „Der Idiot der Familie“, eine Studie über Gustave Flaubert, bleibt unvollendet.
Am 15. April 1980 stirbt Sartre im Alter von 74 Jahren in Paris. Auf seiner Beerdigung auf dem Friedhof von Montparnasse erweisen ihm etwa 50.000 Menschen die letzte Ehre.