: Nazigegner unerwünscht
Gegen den Heilshooper Naziclub protestiert bisher nur ein Antifa-Bündnis. Heute werden immerhin Jusos erwartet
„Der wird sich hier nicht lange halten“, hatte Heilshoops parteiloser Bürgermeister Wendelin Herbrand vor gut einem Jahr geglaubt. „Da geht keiner aus dem Dorf hin.“ Tatsächlich meiden die Einwohner der schleswig-holsteinischen Gemeinde nahe Lübeck den Gasthof von Dieter Kern, Vorsitzender des „Bündnis Rechts“. „Mein Bier trinke ich woanders“, sagt einer. Auch die Freiwillige Feuerwehr verlegte ihren Stammtisch längst in eine andere Gastronomie.
Doch das „Landhaus – Grill und Bierstube“ läuft gut, seitdem Kern es im März 2004 übernommen hat. Das Geschäftsgeheimnis: Fast jedes Wochenende veranstaltet der Gastwirt Lieder- und Konzertabende wie mit dem rechten Barden Jörg Hähnel oder den Rechtsrockbands „Einherje“ und „Kampfhandlung“. Auch für Vorträge ist der Saal des Gasthofs begehrt: Im Landtagswahlkampf trat unter anderem der NPD-Bundeschef Udo Voigt auf. „Der Gasthof ist nicht unbedeutend für die Szene“, bestätigt der Verfassungsschutz.
Doch Protestaktionen gegen das rechtsextreme Treiben sieht Heilshoops Bürgermeister Herbrand gar nicht gerne. „Die können doch in Berlin, Hamburg, oder meinetwegen auch in Kiel demonstrierten“, sagte er über die 150 Menschen, die im Juni 2004 gegen den Auftritt des verurteilten Terroristen und Holocaustleugners Manfred Roeder protestierten. „Wir empfinden das als Belästigung“, sagte Herbrand der taz und meinte die Demonstranten. Wie unerwünscht sie sind, bekamen im November vergangenen Jahres 25 Mitglieder des Bündnis „Nazigasthof dichtmachen“ zu spüren: Als sie Flugblätter verteilten, seien sie von der Polizei festgesetzt worden, so ein Bündnissprecher. „Mit Hunden und Pfefferspray gingen sie gegen uns vor.“
Unterstützung bekommt das Bündnis jetzt immerhin von der Jugendorganisation der SPD im Kreis Stormarn. Die Jusos rufen dazu auf, sich an der heutigen Demo des Bündnis in Heilshoop zu beteiligen. „Mittelfristig wollen wir mit einem breiten Bündnis nach Lösungen suchen“, sagt ein Juso, der aus „Sicherheitsgründen“ nicht namentlich genannt werden möchte. Keine überzogene Vorsicht. Der Anmelder der Juni-Demo hatte per Post antisemitische Drohungen erhalten: „Shalom. Du alter Spinner. Du lebst ja noch!“. A. Speit
Demo: 16. April, 12.00, Bushaltestelle Heilshoop; Vorabtreffen: 10.30 im Inihaus, Bad Oldesloe, direkt am Bahnhof