Sozialist Hollande schafft Auftakt

FRANKREICH François Hollande liegt bei Präsidentschaftswahlen in den Meinungsumfragen vorn

PARIS taz | Sein Examen als Präsidentschaftskandidat hat der Sozialist François Hollande bei seinem ersten Großauftritt im Wahlkampf bestanden, bescheinigten die französischen Zeitungen Hollande gestern. In der Sozialistischen Partei war Hollande oft als langweilig und als Provinzpolitiker verschrien, und etliche fragten sich, ob er das Format für einen Wahlkampf gegen Präsident Nicolas Sarkozy besitzt. Beim Wahlkampfauftakt in Le Bourget bejubelten ihn rund 20.000 Fans. Die Parteispitze von der Vorsitzenden Martine Aubry bis zu den Ex-Premierministern Lionel Jospin, Laurent Fabius und Edith Cresson war versammelt.

Hollande ist mit schmeichelhaften Prognosen von bis zu 60 Prozent in der Stichwahl gegen Präsident Nicolas Sarkozy der klare Favorit der Wahlen vom 22. April und 6. Mai. Aber schließlich wählen nicht die Meinungsforscher. Und vor allem: Wer ist François Hollande? Nicht nur im Ausland, sondern auch für die meisten seiner Landsleute ist dieser Sozialist ein Unbekannter, der doch alle Chancen hat, statt des Konservativen Nicolas Sarkozy nächster Staatspräsident Frankreichs zu werden.

Ohne Sarkozy je beim Namen zu nennen, beschreibt sich Hollande, als wäre er dessen charakterlicher Gegenpol: „Ich liebe die Leute, nicht wie andere das Geld“, behauptet er bei seinem Wahlkampfauftakt. Er werde daher das Salär des Staatschefs um 30 Prozent kürzen, um in diesen schweren Zeiten beispielhaft zu sein. In seinem Programm, das er im Detail erst am Donnerstag vorlegen wird, hat Hollande für jeden etwas. Zum Beispiel für die ungeduldige Parteilinke bringt er einen vehementen Angriff auf die Finanzwelt mit, die er an die Kandare nehmen will: „Mein wahrer Gegner ist nicht Kandidat, er hat keine Partei, und doch ist er an der Macht: die Finanzwelt, die die Kontrolle übernommen hat.“ RUDOLF BALMER