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Archiv-Artikel

Zweite Liga – der Westen ist nicht dabei

Rot-Weiße Misere an der Essener Hafenstraße: Nach dem 2:2 im Zweitliga-Abstiegsderby zwischen RWE und RWO müssen die Westvereine ihre Relegierung fürchten. Ruhrgebiet könnte bald ein weißer Fleck in der 2. Bundesliga sein

ESSEN taz ■ „Keine besonderen Vorkommnisse“ – der Polizeibericht nach dem Zweitliga-Spiel Essen gegen Oberhausen bot eine gute Zusammenfassung des Spielgeschehens. Nicht nur die rot-weißen Fans, auch die Mannschaften lieferten ein Remis ab: 2:2. RWE und RWO sind momentan nicht in der Lage, dem jeweiligen Nachbarn etwas anzutun. Erfreulicherweise galt dies auch für die berüchtigten Essener Anhänger. „Vor, während und nach dem Spiel kam es zu keinerlei Ausschreitungen“, teilte die Polizei nach dem Freitagabendspiel mit. Fans und Spieler trudelten im Revierderby also schiedlich-friedlich gen Abstieg.

Zum „Endspiel“ um den Klassenerhalt hatte Oberhausens Trainer Eugen Hach die Partie vor 19.000 Zuschauern an der Hafenstraße im Vorfeld ausgerufen. Doch während es in einem richtigen Finale beim Stand von 2:2 zu einer Verlängerung kommt, gab es in Essen keine Entscheidung – trotz einer 2:0-Halbzeitführung für RWE. Entsprechend unzufrieden reagierten die Heimfans nach Schlusspfiff mit Pfiffen und Buhrufen.

Der Niederländer Erwin Koen hatte Essen in Führung gebracht. Zunächst nutzte der RWE-Stürmer einen Fehler von RWO-Torhüter Oliver Adler, der dem Torschützen den Ball in die Füße spielte und dann mit einem Heber aus über 30 Metern überlistet wurde. Eine Minute später verwertete Koen einen langen Pass zum 2:0. Im zweiten Abschnitt zeigte RWO dann Endspiel-Form und traf in den letzten fünf Minuten doppelt durch Keita (85.) und Baciu (89.).

„Ich bin mir aber sicher, dass die Mannschaft das schnell verarbeiten kann und nächste Woche wieder da ist“, sagte Heimtrainer Jürgen Gelsdorf nach dem späten Ausgleich. Um in der Liga zu bleiben, müssen RWE (gegen Aachen) und RWO (gegen 1860 München) ihre nächsten Spiele wohl gewinnen.

Ansonsten droht das Fußballland NRW zur zweitligafreien Zone zu werden. Nicht nur Essen und Oberhausen müssen sich auf einen Abgang in die Drittklassigkeit gefasst machen. LR Ahlen steht ebenfalls am Abgrund. Zugleich planen der 1. FC Köln und der MSV Duisburg bereits für die Bundesliga. Steigen diese beiden Westvereine auf und die anderen drei ab, gäbe es in der kommenden Spielzeit nur noch einen NRW-Vertreter in der 18er-Liga: Alemannia Aachen.

Dabei war das bevölkerungsreichste Bundesland seit dem Start der eingleisigen 2. Bundesliga Anfang der 1980er Jahre immer der regionale Schwerpunkt der Unterklasse. Die Hochzeit der zweitklassigen NRW-Vereine waren die Jahre 1982 bis 1984 als mit Uerdingen, Fortuna Köln, Aachen, Duisburg, dem BV 09 Lüttringhausen (später Remscheid), Essen, Wattenscheid, Union Solingen, Schalke, Oberhausen oder TuS Schloss-Neuhaus (Paderborn) immer mindestens neun Westclubs in der zweiten Division spielten.

So ruhen die westlichen Hoffnungen nun auf den aufstiegsbereiten Regionalligisten Siegen und Paderborn, die die lange NRW-Tradition in Liga 2 fortsetzen wollen. Der Fußball-Standort Ruhrgebiet jedoch könnte 2005/2006 nichtsdestotrotz zum weißen Fleck auf der Zweitligakarte werden. Wenn Essen, Duisburg und Oberhausen die Liga in verschiedene Richtungen verlassen, müsste schon ein Malheur passieren und der VfL Bochum absteigen, um weiterhin Zweitligafußball an der B1 zu ermöglichen. MARTIN TEIGELER