Mit Dildo und Peitsche

Aus schwülwarmer Schwärmerei wurde ein Sex-Spektakel. Thomas Dennemann und die Bochumer Schauspielschüler lieferten in den Kammerspielen einen halben Hardcore-Sommernachtstraum ab

VON PETER ORTMANN

„Arbeitslos und eine Flasche Bier,

das ist das Revier, das ist das Revier“

Zwei rivalisierende Fußballfan-Gruppen treffen in einer lauen Sommernacht in einer Kneipe aufeinander, die eigentlich der Athener Wald und voller Elfen ist. Ein Forst, in dem Feenkönig Oberon und Gattin Titania ihre Eifersüchteleien ausfechten. Anschließend kommen noch ein Riesendildo, Natursektergüsse und diverse SM-Spiele zum Einsatz: Shakespeares „Sommernachtstraum“ sollte unter der Regie von Thomas Dannemann und in Zusammenarbeit mit der Bochumer Schauspielschule eine Sexorgiennacht im Club-Ambiente werden: Der immergeile Oberon und seine Domina-Gattin Titania suchen nach der Trennung ihr Heil in Swingerclubs und Pornobars. Der/die Elfe Puck als androgynes Zwillings-Wesen löst die altbekannten Liebes-Verwirrungen zwischen den Paaren aus. Oberon, sehr cool in beigen Slippern, langen Socken und knappem Slip unterm Bademantel, spielt seiner Titania den ewigen Streich. Bei der Hochzeit von Theaeus und Hippolyta scheinen alle wieder vereint, doch bei Dannemann schleichen sich unbemerkt wieder die falschen davon.

Irgendwie schienen die pornografischen Ideen aber zu schnell verspritzt und selbst der silbergraue Teil des Hartmann-Publikum, der sein Bündel bereits geschnürt hatte, blieb und konzentrierte sich früh auf asthmakurze dünne Buhs, wenn das Regieteam seinen Applaus abholt. Schade eigentlich, das Dannemann und die ausgezeichneten Schauspiel-Eleven, unterstützt von zwei alten Hasen, ihren Ansatz nicht durchhielten, Shakespeares sonst eher kindlich-fantasielos inszenierte Erotik-Komödie auf der Ebene zu halten, wo sie in den Köpfen der Zuschauer eigentlich spielt – nämlich im zwischenmenschlichen Hardcorebereich, wo er wohl auch im Londoner Globe immer zu finden war.

Auch die Modernisierung durch Sound, Bühne und Dramaturgie im düsteren Drum and Bass-Club ist sehenwert. Die von Skakespeare eingeschobene Geschichte der tumben Handwerksburschen Zettel und Squenz, die für Theseus‘ Hochzeit eine Tragikkommödie einstudieren, ist bei dieser Inszenierung zum Piepen – auch wegen den beteiligten Ensemblemitgliedern André Meyer und Thomas Meinhardt.

Schauspielhaus BochumInfos: 0234-3333123