: Schönefeld-Ausbau verzögert sich
Nach dem vorläufigen Baustopp für den Großflughafen Schönefeld gerät der Zeitplan in Gefahr. Das Projekt könnte zudem teurer als geplant werden. Sächsischer Politiker Nitzsche bringt den Flughafen Leipzig als Alternative ins Spiel
Nach dem vorläufigen Stopp für den Ausbau des Flughafens Schönefeld wachsen die Zweifel am Finanzkonzept. Nach Medienberichten soll der künftige Single Airport der Region mit 4 Milliarden Euro doppelt so teuer werden wie geplant, die Flughafengegner rechnen gar mit 5 Milliarden Euro für das Projekt. Allerdings war auch nach dem bisherigen Finanzierungskonzept klar, dass zu den eigentlichen Baukosten weitere für Verkehrsanbindung und Baukreditfinanzierung hinzuzurechnen sind.
Das Bundesverkehrsministerium wies die Angaben daher zurück. „Die Kosten für den Flughafen sind unverändert“, sagte eine Sprecherin am Wochenende. „Anders lautende Berichte sind Unsinn.“ Schon seit Ende 2004 sei bekannt, dass die Planer nicht allein mit einer Investitionssumme von 1,9 Milliarden Euro rechneten. „Hinzu kommen 600 Millionen Euro für private Investitionen wie Hotels und Parkhäuser sowie 500 Millionen Euro für die Schienenanbindung“, so die Sprecherin. Zinsen und Tilgungen würden weitere Kosten verursachen, die genaue Höhe sei allerdings noch unbekannt.
Das ist logisch: Würden die Flughafenplaner bekannt geben, mit welchen Kreditfinanzierungskosten sie rechneten, würden sie ihre Chancen in den Verhandlungen mit den Kreditgebern verringern.
Für den Bau des Flughafens bedeutet die Eilentscheidung des Leipziger Bundesverwaltungsgerichtes, nach der bis zum endgültigen Urteil nicht weiter gebuddelt werden darf, aber eine Verzögerung. So sollte bereits im nächsten Jahr mit den Arbeiten am unterirdischen Bahnhof begonnen werden. Und erst wenn der Rohbau des Bahnhofes steht, kann mit dem Bau des Terminals begonnen werden. Nach den bisherigen Plänen soll der Flughafen zum Winterflugplan 2010/2011 fertig gestellt sein. Dass es nun zu Verzögerungen kommen wird, räumen die Verantwortlichen ein. Diese sollten aber so gering wie möglich gehalten werden.
Gerät ein Plan in Schwierigkeiten, sind die Verfechter von Alternativ- oder Konkurrenzprojekten nicht weit. So auch jetzt. Der sächsische CDU-Verkehrsexperte Henry Nitzsche stellt den Schönefeld-Ausbau in Frage. „Es gibt nur wenige Beispiele, bei denen ein Projekt auf solch schlimme Weise verhunzt wurde“, sagt Nitzsche – und bringt Leipzig als Alternative ins Gespräch. „Ein besserer Anschluss des Leipziger Flughafens mittels ICE oder Transrapid an die Bundeshauptstadt ist möglicherweise die kostengünstigere Alternative.“
Aber allen Unkenrufen zum Trotz ist der Flughafen schon fertig – zumindest als Modell im Maßstab 1 : 87. Vom Mittwoch an kann man ihn in der Modelleisenbahnanlage Loxx an der Meinekestraße im Ku’damm-Kiez bewundern. Die Maschinen starten und landencomputergesteuert und vollautomatisch in der rund 2.500 Quadratmeter großen Ausstellungshalle. ROT