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Archiv-Artikel

Wie geht es uns heute, Herr Küppersbusch?

Der Rechtsstaat hat oberste Priorität. Immer. Auch wenn so sympathische Exminister von CDU und CSU wie Manfred Kanther und Monika Hohlmeier das aus aktuellem Anlass wohl etwas differenzierter sehen würden

taz: Was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: China-Wochen bei Rot-Grün.

Was wird besser in dieser?

Auflage der Frankfurter Rundschau, meistzitierte Quelle in der China- Debatte, das sei aber auch endlich mal gegönnt.

Heute fällt in Wiesbaden das Urteil über Ex-Innenminister Manfred Kanther, weil er Spendengelder der CDU ins Ausland transferiert hat. Wieso hat der nicht verstanden, dass er wegen Untreue vor Gericht steht?

Kanther wirbt, tragisch genug, für seine Rechtsbrecherei mit Hasstiraden auf Justiz, Medien, alles ihm „Linke“ um – Verständnis. Bizarr für so einen gnadenlosen Vollstreckungsbeamten – der will lieb gehabt werden. Erschütternd, dass der ehedem oberste Rechtsstaatshüter – der Innenminister – die grundlegende Rangfolge nie begriffen hat: Rechtsstaat geht vor jeder, auch der subjektiv besten Ideologie.

Kanther muss vor den Kadi, auf der Geburtstagsfeier seines ehemaligen Chefs, Altkanzler Helmut Kohl, klatscht Bundespräsident Horst Köhler Beifall. Ist das denn gerecht?

Kohl ist von der Hoffnung, irgendwie lieb gehabt zu werden, vollständig frei. Er spielt das Spiel, und das heißt: Hasst mich, aber respektiert meine Macht. Vermutlich billigt Merkel ihm ein tendenziell papstoides Potenzial für die Union zu: hat einen schweren Schuss, der Alte, den aber konsequent.

Gibt es solche Leute wie Manfred Kanther heute noch in der Christlich Demokratischen Union?

Soll ich eintreten und nachgucken?

Kantig war ja auch die Strauß-Tochter Monika Hohlmeier, einst Kultusministerin im Freistaat Bayern. Ist denn die Ära Franz Josef mit ihrem Rücktritt jetzt wirklich endgültig vorbei?

Die Hohlmeierin als genetischer, Gauweiler als rhetorischer Haupterbe Straußens – beides zerlegt vom Mittelmaß, das um seine Minderbegabung weiß – das stoibert. Der provinzpossierliche Aspekt an Hohlmeiers Abgang dürfte nicht mal mehr zu einem allerletzten Strauß-Titel für den Spiegel reichen. Sehnsucht nach dynastischer Geborgenheit mag sich professioneller derzeit in der Erbfolge Ernst Albrecht – Ursula von der Leyen ausdrücken.

Am Dienstag verabschiedet sich mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel ein weiterer altgedienter Christdemokrat von Amt und Würden. Wird das groß auffallen?

Mit wem sollen wir uns denn noch wiedervereinigen, um Teufel was zum Weiterspielen zu schenken?

Wird Teufels strebsamer Nachfolger Günther Oettinger unterschätzt? Schließlich gilt das Jungengesicht des niedersächsischen Regierungschefs Christian Wulff inzwischen ja auch als kanzlerabel …

Schavan-Mobbing und eine sehr dürftige Mitgliederbefragung sind doch etwas sehr viel anderes als Wulffs drei Anläufe in offener Wahlschlacht. Mag sein, dass diese Unions-Generation intern nah beieinander liegt. Nach außen aber wirkt Wulff liberal-konservativ, Oettinger jedoch wie die Rache des Spießertums an Heiner Geißler.

Und was macht Borussia-Dortmund?

Freut sich, dass Uwe Rappolder jetzt Huub Stevens mobbt, also offenbar zum Karnevalsverein will und nicht mehr zum BVB.

FRAGEN: HEIKE HOLDINGHAUSEN