Lichtenberg will Kinderlärm legalisieren

Kreischen, schreien, trommeln, jubeln: Wenn Mädchen und Jungen auf Spielplätzen, Schulhöfen oder Wiesenflächen toben, machen sie Lärm. Immer wieder kommt es zu Beschwerden von Anwohnern, die sich von lauten Geräuschen und nicht eingehaltenen Ruhezeiten gestört fühlen. Auch im Bezirk Lichtenberg, wo sich seit zehn Jahren Nachbarn über den Bolzplatz am Tierpark aufregen und dessen Schließung fordern. Jetzt reagiert der Bezirk. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Andreas Geisel (SPD) verlangt: „Kinderlärm muss ins Gesetz.“

Mit der Erklärung gehört Lichtenberg neben Pankow zu den Vorreitern der Initiative des Deutschen Kinderhilfswerks, wie dessen Pressesprecher Michael Kruse erläutert. Die anderen Bezirke seien der Einladung bislang noch nicht gefolgt. Vor zwei Jahren gründete sich das Bündnis „Recht auf Spiel“, das sich mit seinen Forderungen auf die UN-Kinderrechtskonventionen beruft. Nach Artikel 31 haben Kinder das Recht „auf Freizeit, Spiel und altersgemäße aktive Erholung“. In der Realität aber lasse sich das immer schwieriger umsetzen: „Wir beobachten, dass die Anzahl der Beschwerden in Berlin in den letzten Jahren zugenommen hat“, sagt Kruse.

Private Kläger verweisen auf das bundesweite Immissionsschutzgesetz, wonach die Lärmbelästigung in Wohngebieten nicht höher als 55 Dezibel sein dürfe. Für Kinder aber gilt bislang keine gesonderte Regelung, so dass sie häufig lauter sind, als das Gesetz erlaubt. Deshalb fordert Geisel, Kinderlärm als eigenen Rechtsbegriff aufzunehmen, am besten „gleich ins Bundesgesetz“. ANNE SIEGMUND

■ Mehr Informationen zum Bündnis: www.recht-auf-spiel.de