Kartenkummer? – Notrufnummer!

Ab Juli soll eine zentrale, kostenlose Hotline das Sperren von EC-, Kredit- und Handykarten erleichtern. Über 100 verschiedene Servicenummern würden dann unter der 11 61 16 gebündelt. Doch noch ist die Reaktion der Kartenausgeber eher verhalten

VON RENÈ STEENBOCK

Neben dem Notruf 110 und 112 sollte man sich ab 1. Juli die 116116 merken, wenn es „brennt“. Unter dieser zentralen kostenlosen Telefonnummer können dann EC- und Kreditkarten, SIM-Karten von Mobiltelefonen und Geheimzahlen beim Online-Banking gesperrt werden. Auch wenn Kundenkarten oder zukünftig elektronische Ausweise futsch sind, hilft die Sperrnummer vor Missbrauch.

Allerdings wird dieser Service nur Kunden zur Verfügung stehen, deren Kartenherausgeber sich dem Sperrnotruf angeschlossen haben. Aktuell ist aber noch kein Unternehmen Partner des hinter dem neuen Notruf stehenden Vereins Sperr e.V.

Immerhin die Postbank, mit nach eigenen Angaben 12,1 Millionen Kunden die größte Privatkundenbank Deutschlands, hat sich schon für den Sperrnotruf entschieden, die formale Vertragsunterzeichnung steht aber noch aus. Andere große Kreditinstitute wie die Sparkassen und die Deutsche Bank prüfen noch. Visa wird sich dem Notruf nicht anschließen, da das Unternehmen bereits eine zentrale Karten-Sperrnummer hat und dies für ausreichend hält.

„Das macht mich nicht nervös“, sagte Sperr-e.V.-Chef Michael Denk. „Wir sind zuversichtlich, dass wir bis Juli einen hohen Prozentsatz der Anbieter für den Notruf gewinnen werden.“ Nun liege es auch an den Kunden, bei ihren Banken und Handyanbietern darauf zu drängen, dass die sich dem Notruf anschließen.

Die Zahl der EC- und Kreditkarten ist in den letzten Jahren rapide auf weit über 150 Millionen gestiegen. Hinzu kommen ungezählte Mobiltelefone, Online-Banking-Konten und Kundenkarten. Wer heute sein Portemonnaie oder Handy verliert, muss bislang die verschiedenen Norufnummern der jeweiligen Anbieter kennen, um seine Karten vor Missbrauch zu schützen. Über 100.000 Kredit- und EC-Karten werden jährlich in Deutschland als verloren oder gestohlen gemeldet.

Allein für das Sperren von Kreditkarten existieren aktuell mehr als 100 verschiedene Servicenummern. Folge: Laut Umfragen kennen 81 Prozent der Bevölkerung ihre Sperrnummern nicht. Geht der Sperrnotruf, der über die angeschlossenen Kartenausgeber finanziert werden soll, planmäßig in Betrieb, ist Deutschland das erste Land mit einer solchen zentralen Nummer. Die Kunden müssen dann mit Mehrkosten pro ausgegebener Karte von etwa 5 Cent rechnen. Die individuellen Sperrnummern können außerdem weiterhin angewählt werden.