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Archiv-Artikel

Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Eigentlich sollte dieser Rundgang in der Kurfürstenstraße in der Galerie von Sassa Trülzsch beginnen. Aber die hat sich bereits in die Sommerferien verabschiedet. Und so steht hier vor einer schmalen Tür mit heruntergelassenem Rollo in „Cerith Wyn Evans“-mäßigen Leuchtbuchstaben: „Closed 8 days a week“. Also auch heute. Zum Glück sind es zu Center, einem kleinen Projekt-Raum mit Vollverglasung an zwei Seiten, nur wenige Schritte. Die Kunst bei Center kann man sich also auch dann angucken, wenn der Raum geschlossen ist. Mehr noch: der Blick durchs Fenster ist manchmal auch besser, mehr Abstand, mehr Überblick. Im Innern ist die verwinkelte Wand fast flächendeckend mit Leinwänden behängt. Seit dem Frühjahr dieses Jahres werden sie von verschiedenen Künstlern gestaltet, Bild auf Bild. Momentan ist Andreas Plums Luftschlangen-Malerei zu sehen. Plum hat die bunt gemusterten Papierbahnen einfach auf die noch nasse Farbe gedrückt. Eine Malerei, die sich vom Pinsel verabschiedet. Auf der anderen Seite der Stadt, in einem der alten Glaskästen an der Karl-Marx-Allee, in dem sich seit letzen Herbst die Galerie Capitain Petzel befindet, zeigt Monika Sosnowska neue Arbeiten. An der alten Prachtallee hat sie eine Art „Straße der Skultpuren“ gebaut, die allesamt aus seltsam verdrehten Alltagsgegenständen besteht: einem kleinen Hocker, einer Tür, die scheinbar frei im Raum steht, einem verschachtelten und modifizierten Nachbau einer polnischen Bar sowie ein paar leeren Draht-Regalen. Das Ganze endet an der Wand mit einem verbogenen, scheinbar geschmolzenen Balkongitter. Hintergründig und trotzdem lustig richtet sich diese Ausstellung an der Grenze von Architektur, Inneneinrichtung und Skulptur ein und und öffnet die verschiedenen Metiers aufeinander. Sieht durchs Schaufenster am besten aus.

■ Andreas Plum, bis 1. August. Besichtigung nach Vereinbarung, Center, Kurfürstenstr. 174, Infos: www.center-berlin.com Monika Sosnowska, bis 29. August, Di–Fr 11–18 Uhr, Capitain Petzel, Karl-Marx-Allee 45