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Archiv-Artikel

Wir werden lauter

Senat tut zu wenig gegen Verkehrslärm, sagt Hartmann Vetter, Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins

taz: Herr Vetter, ist es in den vergangenen Jahren lauter geworden in Berlin?

Hartmann Vetter: Eine objektive Aussage über Lärm kann man schwer treffen. An den Beschwerden unserer Mitglieder merke ich aber, dass diese Problematik an Bedeutung gewinnt. Zum einen nimmt der Verkehr immer noch zu, zum anderen spielen Phänomene wie die Arbeitslosigkeit eine Rolle. Wir hocken einfach mehr aufeinander. Der Streit unter Nachbarn häuft sich.

Was raten Sie Mietern, die sich von Krach gestört fühlen?

Das kommt auf die Quelle der Geräusche an. Nehmen wir den Straßenlärm, der von den Deutschen als am meisten störende Lärmform betrachtet wird: War der schon beim Einzug da, kann man nichts machen. Ändern sich die Umstände aber nach Beginn des Mietverhältnisses, wird eine Seitenstraße also zur Hauptverkehrsader oder eine Tempo-30-Zone aufgehoben, dann ist eine Mietminderung möglich. Ähnliches gilt zum Beispiel für Fluglärm.

Was mache ich, wenn der Nachbar nervt?

Sie sollten ihn als Erstes darauf aufmerksam machen, dass Sie sich gestört fühlen. Oft reicht das schon, denn die Definition von Lärm ist sehr subjektiv. Hilft das nicht und bleibt auch eine schriftliche Wiederholung der Beschwerde ergebnislos, dann sollten Sie sich an den Mieterverein wenden.

Wie können Sie mir helfen?

Der Mieterverein versucht den Streit durch Mediation beizulegen. In der Regel sind die Fronten aber so verhärtet, dass nur noch eine Einbeziehung des Vermieters hilft. Im Extremfall kann es dann sogar so weit kommen, dass der Störenfried vom Vermieter gekündigt werden muss.

Woher weiß ich denn überhaupt, welcher Lärm wann erlaubt ist?

Das regelt die Berliner Lärmschutzverordnung. Dort ist zum Beispiel die Nachtruhe zwischen 22 Uhr und 6 Uhr festgeschrieben oder auch die Regelung der so genannten Ruhezeiten an Sonn- und Feiertagen.

Was tut der Senat, um den Lärm zu verringern?

Zu wenig. Beim Straßenlärm würden Durchfahrtverbote für Lkws, Tempobegrenzungen oder ein Austauschen der Bodenbeläge helfen. Aber letztlich ist der Verkehrssenat doch ein Autofahrersenat. INTERVIEW: CHRISTO FÖRSTER