LESERINNENBRIEFE
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Gelbe Säcke als Kunstobjekte

■ betr.: „Von Jack Nicholsons Trinkgewohnheiten“, taz.nord vom 24. 01. 2012

Eine Ausstellung in der Kieler Kunsthalle soll unter anderem zeigen, was man über einen Menschen erfahren kann, wenn man seinen Müll betrachtet. Dazu hat man jedoch nicht nur dort im Museum Gelegenheit, sondern auch allerorten kurz vor dem Abholtermin der gelben Säcke, die ja transparent sind und erkennen lassen, was sich darin befindet. Ich finde gelbe Säcke sehr unterhaltsam und sehe sie als Kunstobjekte an, aber der Datenschutz wird da noch ganz klein geschrieben. Mich wundert es, dass selbst die vorsichtigsten Menschen diese durchscheinenden Beutel unbedarft und mit der größten Selbstverständlichkeit regelmäßig an den Straßenrand und damit einen Teil ihrer Lebensgewohnheiten zur Schau stellen. Bei Müllers (Name erfunden) zum Beispiel waren jüngst Verpackungen unter anderem von Hundefutter, Haarfestiger, Haarshampoo, H-Milch, naturtrüber Apfelsaft, Paprikachips und Kondomen darin zu erkennen. Mit dem gelben Sack steht Müllers Leben wie ein offenes Buch in der Öffentlichkeit, die vor der Abholung der gelben Säcke zur Freiluftgalerie wird. JOACHIM „BOMMEL“ FISCHER, Bremen