bvg total elektronisch
: Wo, bitte schön, steckt der Service?

Bevor uns alle wieder ideologisch geprägten Technikskeptizismus vorwerfen: Ein elektronisches Ticket aus Hartplastik ist ein tolles Ding. Klasse knitterfrei und abwaschbar, man kriegt zur Not die Wohnungstür damit auf, und im Übrigen sind wir der Meinung, dass alles, was dem Ticketautomaten Angst macht, eingeführt werden muss.

KOMMENTAR VON ULRICH SCHULTE

Wer ist nicht schon mal von Automat zu Automat gerannt, der erste ist kaputt, der zweite nimmt nur Münzen, der dritte … gut, nehmen wir die nächste U-Bahn. In diesen Momenten scheint Gewalt gegen Sachen eine feine Sache, und alle, die nicht auf solche Ideen kommen, haben kein Herz.

Leider muss sich der Automat keine Sorgen machen. Denn der Einzelverkauf für Touristen und Gelegenheitsfahrer klappt elektronisch nicht. Die BVG begründet ihr Pilotprojekt vornehmlich mit „mehr Kundenservice“.

Doch, mal ehrlich, wo genau steckt denn der? Gut, Kartensperrung bei Diebstahl ist ein Plus. Aber Stammkunden kommen schon jetzt mit ihren Trägerkarten gut klar. Die Bezahlung läuft bequem per Bankeinzug, die Marke kommt per Post. Und dass andere Unternehmen, seien es die Bäderbetriebe, seien es Parkhäuser oder Kinos, plötzlich Leuten Rabatt geben, nur weil sie oft mit der BVG fahren, bezweifeln wir einfach mal.

Die Vorteile liegen also klar bei der BVG: Weniger Kontrollaufwand, einfachere Zählungen und, glaubt man den Controllern, das Ganze rechnet sich. Das System macht, konsequent angewendet, irgendwann Menschen überflüssig. Die BVG, die in Sparzwängen steckt, macht mit dem E-Ticket einen Schritt in eine Zukunft, die Sinn macht. Aber vor allem für sich selbst.