: Minister verbietet Kieler Hells Angels Kiel
KRIMINALITÄT Großaufgebot der Polizei durchsucht Wohnungen und beschlagnahmt das Vereinsvermögen. Die Rocker in der Landeshauptstadt hätten Gewalttaten gegen verfeindete Clubs begangen
KLAUS SCHLIE, CDU-INNENMINISTER
Schleswig Holsteins Innenminister Klaus Schlie (CDU) hat am Dienstag die Rockergruppe „Hells Angels MC Charter Kiel“ verboten. Damit sei der seit September 1994 bestehende Verein „mit sofortiger Wirkung aufgelöst“, erklärte Schlie. 300 Polizisten – darunter das Sondereinsatzkommando (SEK) – durchsuchten sieben Wohnungen von Funktionsträgern des Vereins und die Kneipe „Sansibar“ am Hafen – den Treff der „Höllenengel“. Das Vereinsvermögen wurde beschlagnahmt. „Die Zeit für ein weiteres Verbot war reif“, sagt Schlie.
Die Hells Angels Kiel haben nach Erkenntnissen des Landeskriminalamtes (LKA) versucht, mit Waffengewalt Gebiets- und Machtansprüche gegen die verfeindeten Rocker-Cliquen „Bandidos“ und „Mongols“ durchzusetzen. „Diese Straftaten sind dem Verein zuzurechnen“, sagt Schlie. Sie seien mit Wissen und Billigung führender Vereinsmitglieder und in einigen Fällen sogar mit deren Beteiligung begangen worden.
Das Verbot der Hells Angels Kiel gehört laut Schlie zur Null-Toleranz-Strategie der Polizei gegen das kriminelle Rockermilieu im Norden. Schon im April 2010 hatte der Innenminister die verfeindeten lokalen Rockerclubs „Hells Angels MC Charter Flensburg“ und „Bandidos MC Probationary Chapter Neumünster“ verboten. Im Januar 2010 hatten drei Bandidos – darunter der Neonazi Peter Borchert – zwei Mitglieder der den Hells Angels nahestehenden „Red Devils“ im Schnellrestaurant „Subway“ in Neumünster mit Messern verletzt und ihnen die Devils-Kutten abgenommen.
Es würden weiterhin alle rechtlichen und taktischen Möglichkeiten ergriffen, um den Machenschaften ein Ende zu setzen, sagt Schlie. Kriminelle Parallelgesellschaften würden nicht geduldet. „Was Recht und Gesetz ist, legen ausschließlich die von der Verfassung vorgesehenen Institutionen fest und nicht einige selbsternannte ‚Ordnungshüter‘ mit Lederwesten und geflügeltem Totenkopf“, sagt Schlie.
Laut LKA gibt es noch Clubs der Hells Angels in Lübeck und Norderstedt sowie der Bandidos in Bad Segeberg. Die Mongols in Kiel haben sich im vorigen Herbst offiziell selbst aufgelöst, nachdem ihr Clubheim in Gaarden von der Stadt geschlossen worden war. Sie hatten vergebens versucht, in dem von den Hells Angels dominierten Milieu Fuß zu fassen. PETER MÜLLER