: LONG PLAYING RECORD * Jukebox - Der musikalische Aszendent
Im Echo der Sechziger
„This Time“ ist das neue Album des dänischen, seit längerem in Berlin lebenden Musikers Flemming Borby mit seiner Band Labrador, und das ist ein tolles Album geworden. Also toll für alle, die auch nur einen Hauch Interesse übrig haben für die Sechziger, musikalisch. Weil die sind im wesentlichen bei diesem „This Time“ gemeint mit einem Surfgitarrentwang und einigen Planwagen mit Spaghetti-Western-Musik zwischendurch. Mit jedem Lied hört man hier einen sachten psychedelisch modulierter Pop, der in einem fort an die Zombies erinnert, an die Beau Brummels oder die Turtles, um mal nicht nur die Big Names und gleichwohl vorzügliche musikalische Adressen der Sechziger zu nennen. In den effektiven und nicht zu überladenen Arrangements klingen die Instrumente immer leicht verhallt, wie eine Erscheinung, in der auch der tricky Echosound des famosen Produzenten Joe Meek (remember „Telstar“ von den Tornados) beschworen wird. Und dass die Band genau diesen, übrigens im Studio P1 auf dem alten DDR-Radiogelände in der Nalepastraße nachgestellten Sound haben wollte, wird auch in dem „This Time“ beigepackten Infozettel bestätigt.
Also eine Wiedererfindung, eine Neuempfindung der Sechziger, die bereits so oft als Referenzmodell genommen und so oft neu durchgearbeitet und wieder erfunden wurden, dass man „This Time“, um vielleicht eine größere musikwissenschaftliche Komplexität herzustellen, auch als eine Reflexion über die Sechziger hören kann, wie sie bereits von vorangegangenen Sechziger-Liebhabern übermittelt wurden, zum Beispiel von XTC, vor allem mit deren Band-Alter-Ego The Dukes of Stratosphear.
Was dann doch zur Frage führen muss, was eigentlich an den Sechzigern derart fasziniert, dass sie, viel mehr als die gerade modisch aktuellen Achtziger, das ewige Jahrzehnt im Pop sind. Mit weit größerer Hingabe nachgearbeitet auch als die Fünfziger, obwohl in denen mit dem Rock ’n’ Roll doch alles anfing. Und da verbirgt sich vielleicht bereits ein Fingerzeig auf das wirklich Epochale der Sechziger. Während es in den Fünfzigern letztlich vor allem Solokünstler waren, Elvis, Chuck Berry, wurde im Folgejahrzehnt alles Wesentliche im Pop von Bands angesagt. Eine kollektive Energie, in kleinen Kollektiven organisiert. Ich meine, dass man das in der Musik der Sechziger hören kann. Selbst der große Einzelne, Bob Dylan, wurde ja erst von einer Band zum Pop gebracht, die noch dazu The Band hieß.
Manche Nummer von dem „This Time“-Album von Labrador wäre übrigens schon was für die Hitparade. Sagen wir mal, so in etwa der von 1967. THOMAS MAUCH
■ Labrador heute im HBC, Karl Liebknecht-Straße 9. 21 Uhr. 10/7 €