Krimineller Nährstoffkreislauf

Geflügelkot unterwegs von den Niederlanden nach Niedersachsen: Während die Polizei von einer Vielzahl illegaler Transporte mit Tierfäkalien über die Grenze ausgeht, ist dem Landvolk von solchen Problemen nichts bekannt

Mehrere Lastwagen voll mit Kot. Für diese Menge muss schon ein ganzer Haufen an Kleinvieh – pardon – geschissen haben, um so viel Mist zusammenzubringen: Transporte mit 180 Tonnen Geflügelkot hat die Polizei bei Haren im Kreis Emsland und in der Grafschaft Bentheim gestoppt. Die Transporte stammten aus den Niederlanden und seien zum Düngen von Feldern in Deutschland bestimmt gewesen, teilte die Polizei gestern mit.

Dass sich die Polizei mit Hühnerkot beschäftigt, liegt natürlich daran, dass es sich hier um illegale Fracht handelte. Die Lastwagen samt dem geladenen Mist wurden zurück an die Grenze gebracht. Den Transporteuren und beteiligten Unternehmen drohen Strafverfahren.

Laut Polizei werden mit der illegalen Einfuhr von Geflügelkot hohe Gewinne erzielt. Wobei so ein Kot-Transfer von den Niederlanden nach Deutschland nicht generell verboten ist. Er muss nur genehmigt sein. Dafür braucht es Gesundheitszertifikate und auch den Nachweis, dass überhaupt ein Abnehmer mit ausreichend Platz vorhanden ist, auf den der Naturdünger verbracht werden kann.

„Illegale Transporte tauchen ab und zu auf“, sagte gestern Gert Hahne, Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums. Sie seien aber „ein nachgeordnetes Problem“. Letztlich sind sie nur ein weiteres Beispiel für den liberalisierten Markt, der auch für den Nährstoffkreislauf gilt. Von der schieren Nachhaltigkeit, dass also der Landwirt die Gülle und den Kot, den seine Viecher produzieren, als Dung auf seine Felder bringt, mag man derzeit nur träumen. Überkapazitäten an der einen Stelle werden mit der Nachfrage andernorts verhandelt. Auch Mist folgt dem kapitalistischen Verwertungskreislauf. In regionalen Güllebörsen wird dieser Handel organisiert. Eingerichtet wurden sie, „damit Unregelmäßigkeiten nicht eintreten“, sagt Wolfgang Sohn vom niedersächsischen Bauernverband Landvolk.

Mit illegalen Transporten entledigen sich Landwirte jenseits der Grenze kostengünstig einer großen Menge Kot, die ansonsten teuer entsorgt werden müsste. Diesseits warten Landwirte auf eine kostengünstige Alternative zum Kunstdünger. Von einer Vielzahl illegaler Transporte mit Tierfäkalien nach Deutschland geht die Polizei aus. Ein Problem? „Ist mir nicht bekannt“, meint der Landvolk-Vertreter. TM