Kari Bremnes

Sie hat sich herbstens im Laub vergraben und den Trollen gelauscht, verfiel dem Elfenzauber, weiß als Frau von den Lofoten um die Winzigkeit des Daseins angesichts der Urgewalten des Meeres, der Stürme. Den Alltag in den Märchen entdeckt Kari Bremnes, liebt den Chic alter Dior-Kleider und ahnt, warum auf dem berühmtesten Gemälde Edvard Munchs so Furcht erregend geschrien wird.

Die Norwegerin scheint somit alles zu wissen über Liebe und Tod, Schönheit, Leidenschaft und ihrem Verblassen. Aber verraten wird nichts in den Liedern, nicht an diesem Donnerstag in der Schlachthalle. Mit der melancholischen Klarheit eines betörend kühlen Timbres schwebt Bremnes auf spröden Folklore-Melodien und stattet sie mit dunklen Untertönen aus. Aus dieser dramatischen Spannung definiert sich ein eigensinnig stolzer Gesang der Selbstvergewisserung. Vom Pianisten Bengt Hannsen auf volltönende Akkorde gebettet und von indianischem Gesang umflirtet. In Raum und Zeit verortet durch feine Akzentuierungen, die Helge Norbakken über sein Perkussionsset fegt. Musik als in Samt und Brokat gehüllte Demut des Andeutens, die Magie eines dauernden Versprechens. Im Schlachthof ist es andächtig still. Nur der aufbrandende Applaus bringt das empfindsame Hördenken zum Verklingen. Jens Fischer