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: Mach’s besser, Miriam!

Bevor die SPD bei den NRW-Wahlen am 22. Mai untergeht, versucht Medien-Staatssekretärin Meckel, sich schnell selbst wegzuloben

Dass das Bundesland NRW medienpolitisch derzeit nicht eben gut zu Fuß ist, ist ja nun ein alter Hut. Dass seine partei- und erfolglose Medienstaatssekretärin Miriam Meckel aber derart öffentlich schon vor dem neuralgischen 22. Mai die Koffer packt, lässt noch ein bisschen tiefer blicken. Obwohl die Landtagswahlen noch gar nicht verloren sind, wird die Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin gleich an zwei Universitäten gehandelt: Im Nahbereich ist an der Universität Dortmund eine Professur für Internationalen Journalismus zu haben. Und der Fachdienst Politik und Kommunikation meldete diese Woche sogar, Meckel werde das SPD-Kommunikationsschlachtross Peter Glotz als Professor für Medienmanagement an der Universität St. Gallen beerben. In der Schweiz will man davon allerdings bisher nie etwas gehört haben und dementiert entschlossen.

Aber es wäre nicht das erste Mal, dass in Sachen Meckel der Wunsch die Wahrheit überholt. Schon bei den Landtagswahlen in Hessen gastierte sie 2003 im Schattenkabinett des erwartbar erfolglosen SPD-Spitenkandidaten Gerhard Bökel als künftige Ministerin. Der internationale Job in Dortmund scheint da schon naheliegender: Zum einen fühlte man sich in den medienpolitischen Reden der Staatssekretärin stets ein bisschen wie im Hauptseminar. Und dann war Meckel ja jüngst erst wieder international unterwegs – in den USA. Um sich bei Viacom nochmals für den Medienstandort Köln einzusetzen und Viva-Arbeitsplätze am Rhein zu retten. Ergebnis: Vom einstigen NRW-Vorzeigeprojekt Viva bleibt nix im Lande, dafür die TV-Comedy-Fabrik Brainpool. Kleiner Wermutstropfen dieses Kunststücks: Brainpool war überhaupt nicht von Umzugsplänen bedroht.

Dass NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) sich angesichts dieses Husarinnenstreichs seiner Staatssekretärin auch noch hochzufrieden gab, spricht Bände über den wahren Zustand im einstigen Medienmusterländle: Viva weg, das regionale Privatfernsehen TV NRW in Schieflage, das Europäische Medieninstitut gescheitert, die landeseigene NRW Medien GmbH aufgelöst. Irgendwie passt die Meldung des Fachdienstes kress, Ralf-Dieter Brunowsky, Chef der PR-Maschine Brunomedia, habe einen neuen Job, da perfekt ins Bild: Der PR-Mann wird nämlich Leiter der von der Landesmedienanstalt NRW mitgetragenen RTL-Journalistenschule. STEFFEN GRIMBERG