LESERINNENBRIEFE
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Wenig hilfreich

■ betr.: „Einmal Werkstatt, immer Werkstatt“, taz.nord vom 04. 02. 2012

Auch ich bin von dem Ziel, Menschen mit Behinderungen die Teilhabe am ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen, überzeugt, halte das „Werkstatt-Bashing“ aber für wenig hilfreich. Gerade über die Werkstätten gibt es Unterstützungsmaßnahmen und Bestrebungen für die Eingliederung auf dem ersten Arbeitsmarkt, zum Beispiel das Model Chance 24 der Elbe-Werkstätten. So lange es aber auch für gering qualifizierte Arbeitnehmer ohne Behinderungen immer noch schwer ist, einen Arbeitsplatz zu finden beziehungsweise zu behalten, kann die Beschäftigung in einer Werkstatt für Behinderte sinnvoll sein und Sicherheit bieten. ALMUT HENNINGS, Hamburg

Ein Sparmodell

■ betr.: „Einmal Werkstatt, immer Werkstatt“, taz.nord vom 04. 02. 2012

Seit fast einem Jahr mühen wir uns redlich mit dem neuen Inklusionskonzept in unserer Schule. Wir geben uns sehr viel Mühe, investieren Zeit, um den Herausforderungen gerecht werden zu können. Die dafür zugestandenen Vorbereitungsstunden reichen nie, darum werden viele unbezahlte Stunden dran gehängt. Die Doppelbesetzungen reichen nicht aus, so dass in manchen Stunden einzelne Inklusionskinder allein gelassen werden müssen mit ihrem Problem. Niemand in den Schulen sagt, dass Inklusion falsch ist, aber die Bedingungen, unter denen sie läuft, sind abenteuerlich und den Kindern nicht dienlich. Ich empfinde das Inklusionsmodell als Sparmodell! Und es macht mich wütend! URSULA SCHINDLER, Hamburg

Unterlassene Hilfeleistung

■ betr.: „Sparen auf Kosten der Frauen“, taz.nord vom 01. 02. 2012

Wenn ein Frauenhaus wegen gestrichener Förderung schließen und es Frauen und Kinder wegen Überfüllung abweisen muss, ist das unterlassene Hilfeleistung und der Tatbestand der Beihilfe zu Körperverletzung durch den Ministerpräsidenten, den Familienminister des Landes sowie den Oberbürgermeister und Kämmerer von Lübeck, denn die sind durch das Streichen der Mittel im oben genannten Sinne verantwortlich für die Gewalt, die den Abgewiesenen angetan wird. Wo sind die Anwälte in Schleswig-Holstein, die Anklage wegen unterlassener Hilfeleistung und Beihilfe zur Körperverletzung erheben? MANFRED BERNHARD, Hamburg

Möglichkeit für Patienten

■ betr.: „Elternsein trotz Sucht “, taz.nord vom 31. 01. 2012

Trotz des tragischen Todesfalls eines Kindes durch Methadon bin ich nicht der Meinung, dass substituierten Eltern Methadon nicht mehr für einige Tage nach Hause mitgegeben werden soll. Als substituierender Arzt habe ich die Mitnahme von Methadon immer als Möglichkeit für den Patienten angesehen, wieder einen Beruf auszuüben oder sich um die Kinder zu kümmern. Würde diese Regelung in Kraft treten, müssten einige Patienten mehr als 30 Kilometer täglich zurücklegen, um in meine Praxis zu kommen. Die Erfahrung mit meinen Patienten zeigt, dass die meisten von ihnen absolut zuverlässig sind. HUBERTUS STAHLBERG, Seevetal

Kein Strafverfahren

■ betr.: „Niemand will’s gewesen sein “, taz.nord vom 28. 01. 2012

Schon wieder ein Mädchen in Hamburg tot durch Beseitigung der demokratischen Spielregeln. Im Vertrauen auf die übliche Pflichtvergessenheit in Politik und Verwaltung wird dies nicht der letzte Fall gewesen sein. Aber womit begann der mutmaßliche Unrechtsstaat die Kindstötung durch Unterlassung? Es war einmal in Bremen Kevin, kaltgemacht und tiefgekühlt gelagert. Die Lebensgefahr für Kevin war den Behörden bekannt. Es gab selbstverständlich kein Strafverfahren gegen ein Amt. HEINRICH HANCKE, Hamburg