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Archiv-Artikel

Kulturkampf geht in nächste Runde

Heute sollen die Fraktionen von CDU und SPD erfahren, wen die Expertenkommission als neuen Kölner Kulturdezernenten vorschlägt. Als Favorit gilt derzeit der SPD-Ratsherr Hans-Georg Bögner

VON FRANK ÜBERALL

Kulturdezernent von Köln? Wer tut sich so etwas an? Heute Nachmittag sollen die Fraktionen im Kölner Rathaus nun endlich erfahren, wer auf die vor einem Jahr verstorbene Marie Hüllenkremer folgen soll. Der bislang letzte Kandidat, Christoph Nix, war trotz vorheriger Zusage im vergangenen Sommer wieder ausgeladen worden. Das Debakel hatte bundesweit für Negativschlagzeilen gesorgt.

Die Suche nach geeigneten Kandidaten zog sich hin wie ein schlecht inszeniertes Theaterstück. Denn die Kölner Rathauspolitik gilt als Schlangengrube. CDU, SPD und Oberbürgermeister schießen hier seit Monaten quer durcheinander, obwohl sie sich in einer Rathauskoalition befinden. Hauptunruhestifter ist derzeit ausgerechnet der Oberbürgermeister. Fritz Schramma läuft sich für die nächste OB-Wahl in viereinhalb Jahren warm. Eigenes Profil gewinnen, lautet seine Devise. Koste es, was es wolle.

Diesmal soll nichts schief gehen. CDU-Fraktionsvize Lothar Theodor Lemper und SPD-Fraktionschef Martin Börschel legten nach der entscheidenden Sitzung der geheim tagenden „Findungskommission“ am Freitag ein Schweigegelübde ab. „Wir haben in der Vergangenheit ja erlebt, wie potenzielle Kandidaten zerredet wurden, weil ihre Namen zu früh in die Öffentlichkeit gerieten“, meint Börschel: „Wir wollen das verhindern.“ So ist nicht einmal bekannt, ob die Expertenkommission aus Hans-Georg Küpper, Bernd Meyer, Isabel Pfeiffer-Poensgen, Christoph Stölzl und Elmar Weigarten einen oder mehrere Kandidaten zur Auswahl vorgeschlagen hat.

Dem neuen Dezernenten hat Schramma als Verwaltungschef letzte Woche bereits gezeigt, wo es künftig lang gehen soll. Der OB präsentierte seine Pläne zur Sanierung der Oper ohne Rücksprache mit den Spitzen der regierenden Ratsparteien und wohlweislich vor der Wahl des neuen Beigeordneten. „Das ist schlechter Stil“, meint SPD-Fraktionschef Martin Börschel: „Wir haben schon vor einem Jahr einen ähnlichen Antrag eingebracht. Da hätte Schramma damals zustimmen oder jetzt zwei Wochen warten können.“

Gegenwind bekommt der OB aber auch von den eigenen Parteifreunden. Lemper, Vize der CDU-Fraktion, schimpft: „Es ist ein Unding, 48 Stunden nach der Sitzung des Kulturausschusses und 48 Stunden vor der Auswahl des neuen Kulturdezernenten zu versuchen, öffentlich Fakten zu schaffen.“ Als Chef des Kulturausschusses hofft Lemper nun auf einen aufgeweckten und selbstbewussten Dezernenten: „Einen Ja-Sager brauchen wir auf diesem Posten wirklich nicht.“

Bei der Auswahl unter den geheim gehaltenen Kandidaten scheint sich eine Lösung immer deutlicher abzuzeichnen: Der SPD-Ratsherr und hauptberufliche Kulturmanager Hans-Georg Bögner gilt als aussichtsreichster Kandidat. Sollte ihm jemand den Posten abjagen, könnte das nur jemand sein, der bisher noch nicht gehandelt wurde, heißt es aus internen Kreisen.

Bögner hätte für das Amt auf jeden Fall einen Vorteil: Nachdem er im Herbst zum neuen Ratsherrn der SPD gewählt wurde, konnte er sich bereits ein halbes Jahr lang mit den eigenwilligen Gepflogenheiten der Kölner Rathauspolitik vertraut machen.