Schulbücher
: Mehr kaufen, länger leihen

Hamburgs Bildungsbehörde schränkt die Lernmittelfreiheit an den Schulen noch stärker ein als bisher bekannt. Über zwei gravierende Verschlechterungen informierte sie die Leitungen aller Schulen der Hansestadt am Freitagmittag mit einem „Info-Brief 3“, welcher der taz vorliegt. Die neue Lernmittelverordnung, schreibt Amtsleiter Norbert Rosenboom, „sieht nunmehr eine viermalige Nutzung der einzelnen Bücher gegen Gebühr vor“. Demgegenüber hatte Behördensprecher Alexander Luckow noch am Freitagnachmittag von „drei Zyklen“ gesprochen (taz berichtete). Zudem sollen „zwischen dem 23. und 27. Mai“, so fordert Rosenboom, bestimmte „Grundsatzbeschlüsse der Schulkonferenz“ gefasst werden. Dazu gehört ausdrücklich die Entscheidung: „Wird Einzelausleihe oder Paketlösung angeboten?“ Bislang hatte Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig (parteilos) versprochen, dass es darüber keine Entscheidung ohne Zustimmung des Elternrates geben werde. Noch am Dienstag hatte Rosenboom dies den Schulleitungen in einem Brief schriftlich bestätigt.

„Ein klarer Wortbruch“, konstatiert SPD-Fraktionsvize Britta Ernst. Müssten die Eltern komplette Klassensätze an Büchern „im Paket“ kaufen, „würden sich die Bedingungen noch weiter verschlechtern“. Viele Schulen würden sich vermutlich widerwillig dafür entscheiden, weil sie den Verwaltungsaufwand der Einzelausleihe nicht bewältigen könnten. Bei 600 Schülern liege dieser, so ein Schulleiter zur taz, „bei etwa 9.000 Vorgängen“. GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch kann nur noch den Kopf schütteln: „Jeden Tag eine neue Hiobsbotschaft“, kommentiert sie Rosenbooms neuen Brief. Sie bezweifle, „dass man diese Behörde und diese Senatorin fachlich noch ernst nehmen kann“. SMV