: SPD mit maskulinem Sixpack
Eimsbüttler Bundestagsabgeordnete Angelika Mertens verzichtet auf eine erneute Kandidatur. Als Konsequenz droht Frauenfreiheit unter sozialdemokratischen Bewerbern
Hamburgs Sozialdemokraten drohen, einen reinen Männerbund in den Bundestag zu schicken. Gestern gab Angelika Mertens, seit 1994 direkt gewählte Abgeordnete im Wahlkreis Eimsbüttel, ihren Verzicht auf eine erneute Kandidatur im Herbst 2006 bekannt. Der Entschluss sei ihr „nicht leicht gefallen“, erklärte die 52-Jährige bei einem Polit-Brunch im Eimsbüttler SPD-Kreisbüro, aber „jetzt habe ich noch Gelegenheit, etwas anderes zu machen“. In ein paar Jahren sei das vorbei: „Frauen Ende 50 sind ja anders als Männer nicht mehr vermittelbar.“
Für Mertens Nachfolge haben sich Dorothee Stapelfeldt (48) und Niels Annen (32) gestern offiziell beworben. Die stellvertretende Parteichefin und langjährige Bürgerschaftspräsidentin ist damit die einzige Frau unter den rund 13.000 Hamburger GenossInnen, die in den Bundestag strebt. Das sei gewiss „Zufall“, beteuerte sie gegenüber der taz, „in vier Jahren kann das schon wieder anders sein“.
Als unumstritten gelten die erneuten Kandidaturen der Abgeordneten Olaf Scholz (Altona), Johannes Kahrs (Mitte), Ortwin Runde (Wandsbek) und Hans-Ulrich Klose im künftig zusammengelegten Bundestags-Wahlkreis Harburg-Bergedorf. In Nord-Wandsbek rangeln zwei Männer um die Nachfolge der vor einem Jahr verstorbenen Abgeordneten Anke Hartnagel: der Leiter des Bezirksamtes Nord, Mathias Frommann, und der stellvertretende Kreisvorsitzende Martin Gödde.
Sollte sich Stapelfeldt in Eimsbüttel parteiintern nicht gegen den früheren Juso-Bundesvorsitzenden Annen durchsetzen können, würde die hansestädtische Sozialdemokratie einen rein maskulinen Sixpack in die Hauptstadt entsenden. Im Herbst soll eine Delegiertenversammlung entscheiden, wer kandidieren darf, kündigte der Kreisvorsitzende Jan Pörksen gestern an. Bis dahin sollen Annen und Stapelfeldt durch die Eimsbüttler Distrikte touren und sich der Basis vorstellen.
Mertens wollte ihren Verzicht „erst im Sommer bekannt geben“, betonte sie gestern. Nun entschloss sie sich zur vorzeitigen Ankündigung ihres Abschieds, weil „irgendwelche Heckenschützen“ kürzlich entsprechende Spekulationen in Umlauf brachten: „Das“, so die Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium säuerlich, „ist kein guter Stil.“ Sven-Michael Veit