: Sahara-Geiselnehmer vor dem Kadi
Der Algerier Abderrezak El Para, dessen Gruppe für die Entführung der Sahara-Touristen im Jahre 2003 verantwortlich ist, muss sich in Algier vor Gericht verantworten. Wegen Gründung einer terroristischen Vereinigung droht ihm lebenslange Haft
AUS ALGIER REINER WANDLER
Einer der berüchtigtsten Terroristen Algeriens, Amar Saifi – alias Abderrezak El Para –, steht seit gestern in Algier vor Gericht. El Para und seine Gruppe wurden durch die Entführung von 32 deutschen, schweizerischen, österreichischen und holländischen Sahara-Touristen 2003 international bekannt. Jetzt muss sich der radikale Islamist zusammen mit fünf seiner Männer wegen der Gründung einer terroristischen Vereinigung vor dem Strafgericht in Algier verantworten. Ihm droht die Todesstrafe, die in Algerien automatisch in lebenslängliche Haft umgewandelt wird.
In mehreren Ländern, darunter die Bundesrepublik Deutschland, ermittelt die Staatsanwaltschaft ebenfalls gegen El Para. Er gilt als die Nummer 2 der Salafistischen Gruppen für die Predigt und den Kampf (GSPC) Algeriens, der heute noch aktivsten Untergrundorganisation. El Para schloss sich 1999 den GSPC an. An kriegerischem Wissen fehlte es dem jungen Mann nicht. Er hatte mehrere Jahre einer Spezialeinheit der Fallschirmspringer der algerischen Armee in Biskra – 350 Kilometer südlich von Algier – angehört. Er stieg schnell in der Hierarchie der GSPC auf. Diese hatte sich 1998 von den Kämpfenden Islamischen Gruppen (GIA) abgespalten. Bald schon gehörte er zum engen Kreis um GSPC-Anführer Hassan Hattab, dessen Stellvertreter er schließlich wurde.
El Para soll für einige der wichtigsten Anschläge der zum Al-Qaida-Netzwerk zählenden GSPC verantwortlich sein. Im Januar 2002 fielen seiner Truppe zehn Mitglieder einer dörflichen Selbstverteidigungsgruppe im Südosten des Landes zum Opfer. Wenig später wurde unter seinem Befehl ein Senator entführt und im Januar 2003 lockte er einen Militärkonvoi in einen Hinterhalt. Dabei kamen 43 Soldaten ums Leben.
Seine wichtigsten Aktion war die Entführung der 32 Sahara-Touristen im Februar 2003. 16 von ihnen waren Deutsche. 17 Opfer konnten von der algerischen Armee befreit werden. Die restlichen Touristen wurden nach Mali verschleppt. Die Bundesregierung soll für sie Lösegeld bezahlt haben, erklärte El Para in einem Exklusivinterview in der französischen Zeitschrift Paris Match. Über die Höhe schwieg er sich aus. Vermutlich waren es rund fünf Millionen Euro. Eine Touristin überlebte die Entführung nicht. Sie starb an Erschöpfung.
El Para und seine Truppe setzte sich in den Tschad ab. Dort fielen sie in die Hände der lokalen Rebellenbewegung für Demokratie und Gerechtigkeit im Tschad (MJDT). Libyen machte damals seinen Einfluss geltend. Die Rebellen lieferten El Para und seine Leute an Tripolis aus. Von dort ging die Reise im Oktober 2004 weiter nach Algerien. Seither sitzt El Para in seiner Heimat in Haft. Wo, weiß keiner. Vermutlich wird er in einer der Militärkasernen rund um die Hauptstadt Algier festgehalten.