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Archiv-Artikel

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Hugo Cabret USA 2011, R: Martin Scorsese, D: Asa Butterfield, Ben Kingsley

Martin Scorsese gelingt das Kunststück, zugleich eine Abenteuergeschichte für Kinder zu erzählen und eine grandiose Hommage an den Filmpionier George Méliès zu schaffen. Sein Titelheld Hugo Cabret ist wie aus einem Roman von Charles Dickens entsprungen. Doch statt im London des späten 19. Jahrhunderts muss er sich im Paris der 30er Jahre durchkämpfen. Im zweiten Teil wird der Film zu einer Liebeserklärung an den ersten Erzähler von fantastischen Kinogeschichten, George Méliès. Eine der Ironien des Films besteht darin, dass Scorsese die älteste erzählerische Filmkunst mit den neuesten filmischen Mitteln feiert. In seinem ersten 3-D-Film meistert er diese Technik wie kaum einer vor ihm. Sehr raffiniert ist auch die Einbettung der filmhistorischen Würdigung von Méliès in die Geschichte von Hugo. Es gibt keine Brüche zwischen den Ebenen, und beide werden gleichermaßen mit einem großartigen visuellen und dramaturgischen Einfallsreichtum gestaltet. Schöner als hier kann man die Magie des Kinos kaum feiern.

In Darkness Polen/Deutschland/Kanada 2011, R: Agnieszka Holland, D: Robert Wieckiewicz. Maria Schrader

„Polen, 1943. Im Krieg versucht jeder, sich über Wasser zu halten. Auch Leopold Socha, ein Kleinkrimineller, sucht zunächst nur nach seinem Vorteil, als er einer Gruppe Juden begegnet, die sich vor den Nazis verstecken. Socha bringt sie in der Kanalisation unter und wird von den Flüchtlingen dafür bezahlt. Doch nach und nach treibt Socha nicht mehr das Geld an, sondern die ehrliche Sorge um das Leben der unschuldigen Menschen und das eigene Gewissen. Agnieszka Hollands Film erzählt die wahre Geschichte des Leopold Socha, der 14 Monate lang zehn Menschen vor dem Tod bewahrte und sein Leben dabei mehr als einmal riskierte. Dem kraftvollen Drehbuch gelingt dabei das fast unmögliche: das entsetzliche Leid der Menschen in der Kanalisation und ihre Situation erfahrbar zu machen, ohne den Film pathetisch zu überhöhen. Die klaustrophobische Enge in den Kanälen überträgt sich durch die außergewöhnliche Darstellerleistung auf den Zuschauer und man beobachtet fassungslos die Bilder, die für eine historische und unfassbare Wahrheit stehen“, so die Begründung der FBW für ihr Prädikat „wertvoll“.

Der Junge mit dem Fahrrad Belgien/Frankreich/Italien 2011, R: Jean-Pierre & Luc Dardenne, D: Thomas Doret, Cécile de France

„‚Der Junge mit dem Fahrrad‘ erzählt von einem zwölfjährigen Streuner, der Tag für Tag durch die Stadt Lüttich radelt. Sein Vater hat ihn in einem Kinderheim abgegeben, seine Freunde sind kriminell, sein Schicksal scheint besiegelt, bis sich eine Friseurin seiner annimmt.

Die belgischen Regie-Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne, die für diesen Film auf dem Festival von Cannes ausgezeichnet wurden, bringen das Sozialdrama auf Touren, indem sie sich ihrem Helden an die Pedale heften. Ein warmherziger, witziger Film, der den Zuschauer daran teilhaben lässt, wie Freundschaft, Vertrauen und Liebe entstehen“, lobt der Spiegel mal ganz ohne ironische Brüche.