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Archiv-Artikel

„Ein Leben in Fesseln“

Podiumsdiskussion: Homosexualität im Fußball

Marcus Urban,

■ Jahrgang 1971, DDR Jugendnationalfußballspieler, heute ist er Designer Foto: A. Börm

taz: Herr Urban, was bedeutet es, im Profifußball homosexuell zu sein?

Marcus Urban: Momentan bedeutet es noch, sich verstecken zu müssen. Nicht der zu sein, der man ist. Ein wichtiger Teil der Persönlichkeit muss im Verborgenen bleiben. Es gibt sogar Bundesligaspieler, die ein Doppelleben führen. Das ist ein schreckliches Leben – ein Leben in Fesseln.

Wie macht sich Homophobie im Fußball bemerkbar?

Es gibt ab und zu homophobe Sprechchöre, „schwule Sau“ oder so etwas. Nicht flächendeckend, aber es wird immer mal wieder benutzt, um den Gegner klein zu machen. Homosexualität gilt ja historisch als Schwäche. Ich weiß gar nicht, ob diese Leute wirklich homophob sind, oft ist das auch einfach Uninformiertheit oder mangelndes Unrechtsbewusstsein.

Was hilft dagegen?

Information auf jeden Fall! Das ist zum großen Teil ein Kommunikationsproblem, richtig thematisiert wird das ja auch erst seit der WM 2006. Seitdem kommt heraus, dass eigentlich viele dem Thema offen gegenüberstehen, auch Trainer und Spieler. Besonders der VfB Stuttgart ist mir da in Erinnerung.

Wann rechnen Sie denn mit den ersten Outings?

Ich denke in den nächsten zwei Jahren. Einige schwule Trainer und Spieler sind beispielsweise schon vernetzt, da deutet sich doch an, dass da bald etwas kommt.INTERVIEW: JANNIS FRECH

19. 30 Uhr, Pride House, Großer Saal, An der Alster 40, freier Eintritt