unverbremt: Eiken Bruhn über die Hundeausstellung: Züchtung ohne Maß
Finanzkrise, Klimawandel, Space Park – wie konnte es noch mal dazu kommen? Antworten gab’s am Wochenende, auf der Rassehunde-Ausstellung in den Messehallen. Hunderte Köter, in Käfigen, an der Leine oder auch im Camouflage-farbenem Hunde-Buggy. Um die begehrten Auszeichnungen für haargenaues Einhalten des Rassestandards zu bekommen, wienern die Besitzer an den Tieren herum wie sonst wohl nur an ihren Autos.
Einem Hündchen wird das Langhaar mit Lockenwicklern in Form gebracht, ein Pudel trägt Windel, eine Schar Möpse macht aus mehreren Metern Entfernung durch asthmatisches Atmen auf sich aufmerksam. Doch nicht alles ist zum Heulen. Faszinierend eine Vorführung des Hundefrisbees: Rassetölen und Bastarde jagen den Scheiben hinterher, schrauben sich meterhoch in die Luft, nutzen den Werfer als Absprungrampe.
Die Frisbeefänger sind eine Erinnerung an bessere Zeiten. Der Mensch züchtete ungezählte Rassen, hoch spezialisiert auf ihre Aufgaben: Kaninchen jagen, erschossene Enten apportieren, Schlitten ziehen, Kühe zusammentreiben, gefährlich aussehen, Gesellschaft leisten. Heute braucht es viele dieser Rassen nicht mehr. Als Stadthunde, die nichts weiter zu tun haben als ihren Besitzern zu gefallen, sind sie ungeeignet. Dennoch werden sie weiter gezüchtet, nach Rassenstandards, die äußere Merkmale ins Extreme treiben. Nach dem Motto größer, kürzer, länger, bunter werden Knochenprobleme, Atemnot, Augenkrankheiten in Kauf genommen. Der Mensch schafft Großartiges, aber er weiß einfach nicht, wann Schluss ist.
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