: Durch die wilden Stadtviertel
Bei einer Fahrt durch mehrere Problemkieze versuchte die PDS, ihre Vorstellungen von einer „sozialen Stadt“ zu erläutern. Klar wurde: Privates Engagement und (Weiter-)Bildung gehören dabei zu den wichtigsten Elementen
Sonnenbeschienen lässt das renovierte „SprengelHaus“ in der mit grünen Bäumen gesäumten Straße eher an frisch gekälkte spanische Dörfer denken als an die sozialen Probleme des Weddinger Kiezes. Rund ein Dutzend Journalisten sind der Einladung von Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner und Stefan Liebich, dem PDS-Landes- und Fraktionsvorsitzenden nachgekommen, an einem rollenden Pressegespräch teilzunehmen. Das Thema: die „soziale Stadt“.
Das SprengelHaus – ein interkulturelles Zentrum mit Gesundheitsförderung – ist die erste Station, an der die Genossen ihre abstrakte Idee der sozialen Stadt anschaulich darstellen wollen. Doch so richtig deutlich werden ihre Vorstellungen hier nicht. Was genau die 30 Vereine, die sich in „Gemeinsam im Stadtteil e. V.“ zusammengeschlossen haben, in den neuen Räumen tun, erhellt erst die Pressemappe. Da gibt es reichlich Beispiele für ressortübergreifendes, bürgerschaftliches Engagement und (Weiter-)Bildung. Dinge also, die die PDS sehr schätzt: Berufsbildungsberatung, auf Wunsch auch in türkischer Sprache, einen Tauschring, Yoga und die Möglichkeiten, mit Nachbarn aus dem Kiez zu reden. Mütter lernen in der Küche des Hauses, gesund zu kochen, während sich ihre Kinder im Gymnastiksaal bewegen.
Die Finanzierung des Projekts wird nicht transparent: Eigene Mieteinnahmen sind eine Geldquelle, verschiedene Fördertöpfe eine andere. „Wir wissen insgesamt viel zu wenig, wer eigentlich was aus welchem Topf finanziert“, sagt Knake-Werner. Aus ihrer Verwaltung stecke dort jedenfalls kein Geld drin. Ein Beispiel dafür, warum die PDS „Transparenz“ und die „Bündelung von Ressourcen“ fordert. Leitidee der Partei sei es, die knappen Mittel entsprechend der Probleme und Potenziale der jeweiligen Bezirke einzusetzen und zudem verstärkt mit privatem Geld bewährtes bürgerschaftliches Engagement zu fördern. Spendenwillige gebe es genug, weiß Stefan Liebich.
Das Nachbarschaftshaus „Centrum“ im Kreuzberger Wrangelkiez – eine weitere Station: Außen leuchten Graffitis, drinnen klimpert ein Klavier, im Eingangsbereich spielen Kinder. Etwa 30 Frauen und 10 Männer größtenteils türkischer Herkunft stellt die resolute Geschäftsführerin des Quartiermanagements der Senatorin vor.
Der Verein „Centrum“ bietet kostenlose Beratungs-, Freizeit- und Bildungsangebote wie Gesundheitsberatung, Kinderlesegruppen und Internetkurse. Zudem gibt es ein Frauencafé mit Kinderbetreuung und Multiplikatorschulungen, die den Teilnehmern die Weitervermittlung des Erlernten erleichtern sollen. Das Modellprojekt „Retra“ hat 2004 türkische Existenzgründer unterstützt und Unternehmen im Kiez beraten. Es förderte damit die lokale Ökonomie, also Klein- und Kleinstunternehmen unter Beachtung der Bedürfnisse von Migranten. Auch dieses Projekt ist – im Sinne der PDS – ein Beispiel für eine soziale Stadt. KATHARINA HAMMERMANN