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Archiv-Artikel

Studiengebühren: Ja oder nein?

Wird das Studium auch in NRW kostenpflichtig? Wäre das vielleicht sogar ratsam? Ein Überblick anlässlich der taz nrw-Podiumsdiskussion morgen in der Düsseldorfer Uni

DÜSSELDORF taz ■ Viele Studenten in Nordrhein-Westfalen haben die Hoffnung schon aufgegeben. Ob das größte Bundesland nach der Landtagswahl am 22. Mai weiter von SPD und Grünen regiert wird, oder ob CDU und FDP künftig die Geschicke lenken: Die Studenten befürchten, dass Studieren in NRW kostenpflichtig wird – so oder so.

Im Falle eines Wahlsieges der Christdemokraten dürften Sie damit auch richtig liegen. Manfred Kuhmichel, wissenschaftlicher Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, kündigte kurz nach dem Gebührenurteil des Bundesverfassungsgerichts im Januar an, nach einem Wahlsieg „sofort nachgelagerte Studiengebühren einzuführen“. Beim nachgelagerten Modell müssten die Studenten die Gebühren erst nach ihrem Abschluss zahlen. Bei einer Semestergebühr von 250 Euro wären das „rund 50 Euro im Monat“, sagte Kuhmichel damals der taz. Inzwischen ist die CDU bei 500 Euro pro Semester. Tendenz steigend?

Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft (SPD) will von Studiengebühren nichts wissen. Nach Krafts Worten sind Studiengebühren auch dann nicht sozial gerecht, wenn sie kreditfinanziert sind und erst zurückbezahlt werden müssen, wenn die Hochschulabsolventen entsprechend verdienen. Lieber träumt die Ministerin vom Elite-Bundesland: Den besten Abiturienten werde NRW ein kostenfreies Studium anbieten, ließ die Ministerin im Januar wissen.

Dass ein Studium in NRW kostenfrei bleibt, hat Kraft zum Wahlkampfthema erhoben. Ob sie auch nach einem Wahlsieg daran festhalten wird? Die Studenten sind skeptisch. „Die Landesregierung wollte auch nie Studienkonten einführen, hat es aber doch gemacht“, so Ernest Hammerschmidt, Geschäftsführer des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren (ABS), zur taz. Weil die Studenten von keiner Partei mehr Unterstützung erwarten, wollen sie im Wahlkampf gegen alle wettern (taz berichtete). Die Studentenvertreter setzen sich nämlich gegen jede Art von Studiengebühren ein, da sie Kinder aus so genannten bildungsfernen und ärmeren Schichten vom Studium abschreckten. Aber: Könnten Gebühren das Studium nicht aufwerten? Würden die Studenten davon nicht profitieren?

In anderen Ländern sind Studiengebühren längst Usus. In Großbritannien werden sie seit 1998 verlangt. Zunächst lag der Höchstsatz bei rund 1.650 Euro pro Studienjahr, ab 2006 wollen etliche Unis gar 4.300 Euro erheben. Entgegen Befürchtungen sank die Zahl der Studierenden nicht, sie stieg an. Vielleicht auch deshalb, weil Kinder aus ärmeren Familien von der Gebühr befreit sind. In Australien wird seit 1989 das nachgelagerte Modell praktiziert. Das führe zur Verschuldung schon während des Studiums, sagen Kritiker. Also das falsche Modell? Welches ist denn das richtige? Fragen über Fragen. Antworten morgen – bei der taz-Diskussion in Düsseldorf. BORIS R. ROSENKRANZ

„Kost nix, is nix: Helfen Studiengebühren aus der Hochschulmisere?“ Die Podiumsdiskussion: siehe Anzeige rechts