: Ganz wie das Oktoberfest
Der Karneval der Kulturen zieht am Pfingstsonntag zum zehnten Mal durch Kreuzberg. Er ist das größte Open-Air-Event der Stadt – und will politisch bleiben
Der Karneval der Kulturen ist ein großes Spektakel, ganz klar. Seit dem Ende der Love Parade ist er sogar das größte Freiluft-Sommer-Spektakel der Stadt. Dennoch hat der Umzug, der in diesem Jahr zum zehnten Mal durch die Straßen Kreuzbergs zieht, seinen politischen Anspruch nicht verloren. Das betonten gestern zumindest die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung und Schirmfrau des Karnevals, Marieluise Beck (Grüne), und Andreas Freudenberg, der Leiter der Werkstatt der Kulturen, die den Karneval alljährlich veranstaltet.
„Es geht darum zu zeigen, dass unsere Realität bunt und vielfältig ist“, sagte Beck bei der Vorstellung des diesjährigen Programms. Das sei besonders wichtig in Zeiten, in denen vielerorts „mit Genugtuung“ über das Scheitern der multikulturellen Gesellschaft debattiert werde. Dabei sei der Karneval der Kulturen, der schließlich Ausdruck der multikulturellen Hauptstadt ist, für Berlin längst so selbstverständlich wie das Oktoberfest für München.
„Wenn Kinder groß werden, die jedes Jahr am Karneval teilhaben, dann kann das prägen“, so Werkstatt-Leiter Freudenberg. Besonders für Jugendliche aus multiethnischen Projekten habe der Karneval eine große Bedeutung, da sind sich die Veranstalter sicher. Die Möglichkeit zur Selbstdarstellung bei einem großen und öffentlichkeitswirksamen Fest führe zu mehr Selbstbewusstsein und einem gesteigerten Verantwortungsgefühl für ihr Umfeld. Gerade daran mangelt es vielen Jugendlichen.
An dem Geburtstagsumzug am Pfingstsonntag werden 4.500 Menschen aus 102 Gruppen teilnehmen, die mit 70 Wagen vom Hermannplatz zur Yorckstraße ziehen. Wie bereits in den Vorjahren sind Gruppen aus Südamerika und der Karibik besonders stark vertreten. „Aber auch andere erwärmen sich langsam dafür“, sagte Anett Szabó vom Karnevalprojektbüro – und dürfte damit vor allem die türkische und arabische Community meinen.
Wie viele BesucherInnen erwartet werden, darauf wollten sich die Veranstalter nicht festlegen. Im vergangenen Jahr kamen zum Umzug 900.000 ZuschauerInnen, zum Straßenfest rund um den Blücherplatz noch einmal so viele.
Während die Größe des Umzugs vergleichbar mit den Vorjahren ist, wird das Fest deutlich größer ausfallen. „Im vergangenen Jahr war es einfach zu eng“, so Organisatorin Szabó. Deshalb wird erstmals auch das Waterlooufer zum Festareal gehören. Auf vier Bühnen und der Rasenfläche treten von Freitagnachmittag bis Montagabend insgesamt 940 KünstlerInnen auf.
SABINE AM ORDE