HAMBURGER SZENE VON MAREN MEYER
: Ausnahme-Busfahrer

Der Bus hält am Schulterblatt. Zwei muslimische Frauen rennen die Straße entlang. Die Kopftücher fliegen, sie wollen den Bus noch erreichen. Der wartet kurz – und fährt dann ab. Gerade als die Frauen flehend an die Bustür klopfen. Im Rückspiegel kann ich den Busfahrer beobachten – er kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Im Bus wäre noch Platz. Niemand muss seine Nase an der Scheibe plattdrücken oder sich auf den Schoß seines Sitznachbarn quetschen. Unfreundliche Busfahrer sind ja zum Glück die Ausnahme, denke ich.

Am Abend ist der Bus rappelvoll. Ich stehe so gedrängt, dass ich bei einem Frontalunfall nicht einmal die Chance hätte, durch den Bus zu fliegen und die Windschutzscheibe zu durchbrechen. Wenigstens Atmen kann ich noch.

„Wenn Sie nicht aus dem Türbereich weggehen, stehen wir hier noch bis morgen“, dröhnt die Stimme des Busfahrers durch den Wagen. Das ist ja wohl ein schlechter Scherz. „Weggehen“ ist ebenso gut möglich wie Antilopen in der Antarktis zu sehen. Das wissen wir, und das weiß auch der Busfahrer. Aber, unfreundliche Busfahrer sind ja zum Glück die Ausnahme – zumindest dachte ich das bis heute immer.