Hannovers Polizei gegen rechts

KLAPPERN Rechtsradikale greifen zwei Farbige in einer S-Bahn bei Hannover an. Unterdessen will die Polizei verstärkt gegen Neonazis vorgehen. Rechte Gewalt sei in der Landeshauptstadt aber die Ausnahme

„Wir stehen den Rechtsradikalen auf den Füßen“

POLIZEIPRÄSIDENT AXEL BROCKMANN

Nach einer Serie rechtsradikaler Aktionen in Hannover hat die Polizei den Neonazis verschärft den Kampf angesagt. „Wir werden denen unter Ausschöpfung aller rechtlicher Möglichkeiten und Mittel das Leben so unbequem wie möglich machen“, kündigte Kriminaldirektor Bernd Gründel an. „Wir stehen ihnen auf den Füßen.“

Im Visier der Fahnder befindet sich insbesondere die Gruppierung „Besseres Hannover“, die in den letzten Wochen mit ausländerfeindlichen Videos und Auftritten, einer Hassmail an Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) und dem Verteilen rechter Zeitschriften vor Schulen aufgefallen war. Am Samstag hatten 26 Sympathisanten der Gruppe sich mit Masken mit dem Konterfei des Polizeipräsidenten unter eine Demonstration gegen das Acta-Urheberrechtsabkommen gemischt und Rangeleien mit anderen Demonstranten ausgelöst.

Jüngste Opfer rechter Gewalt wurden in der Nacht zum Sonntag zwei Frauen aus Ruanda in einer S-Bahn. Sie wurden im Zug von Haste nach Hannover von einer Gruppe junger Leute rassistisch angegangen und mit Reizgas attackiert.

Nach verbalen Angriffen der vier Männer und zwei Frauen alarmierten die beiden den Zugbegleiter. Beim Aussteigen sprühten zwei polizeibekannte Rechtsradikale einer der Frauen Reizgas ins Gesicht. Die Polizei nahm die Männer im Bahnhof Barsinghausen fest, einem Treffpunkt der rechten Szene.

Dennoch könnten Migranten und ausländische Messegäste sich in Hannover sicher fühlen, betonte Polizeipräsident Axel Brockmann. Bedrohungen und Gewalt von rechts seien die absolute Ausnahme, das rechte Spektrum in der Halbmillionenstadt umfasse rund 50 Personen.

Zwar seien diese teils unbelehrbar und ließen sich auch von laufenden Strafverfahren nicht beeindrucken, die Polizei aber gehe so hart wie möglich gegen die Umtriebe vor. „Wir in Hannover sind uns sicher, dass wir keinen Rechtsterrorismus haben“, meinte Brockmann. (dpa)