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Archiv-Artikel

Beim Barte des Propheten, das geht entschieden zu weit

SAUDI-ARABIEN Dem Blogger Hamzeh Kaschgari droht ein Verfahren wegen Beleidigung des Propheten

Von GB

BERLIN taz | Im schlimmsten Falle muss der Journalist und Blogger Hamzeh Kaschgari in seinem Heimatland Saudi-Arabien mit der Todesstrafe rechnen. Denn jeder, der sich über Allah, den Propheten Mohammed oder die Religion, gemeint ist der Islam, lustig macht, soll nach dem Willen der tugendhaften Glaubenswächter im Land der zwei heiligen Moscheen vor Gericht gestellt werden – wegen Gotteslästerung. Der 23-Jährige hatte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter ein fiktives Gespräch mit dem Propheten geführt. Dabei hatte er sich im islamischen Sinne respektlos verhalten. Wörtlich schrieb er: „An Deinem Geburtstag werde ich mich nicht vor Dir verbeugen und nicht Deine Hand küssen. Stattdessen werde ich sie schütteln, wie Gleichgestellte es tun.“

Kaschgari, der für eine Lokalzeitung im saudischen Dschiddah arbeitet, hatte mit seinem Kurzmeldungen in dem streng wahhabitischen Saudi-Arabien für helle Empörung gesorgt. Mit weiteren Tweets, laut denen er nicht für den Propheten beten werde, hatte er den Unmut der „Gläubigen“ heraufbeschworen. „Ich habe bestimmte Aspekte an Dir geliebt, andere gehasst und viele nicht verstanden“, schrieb Kaschgari an den Propheten. Ein Komitee islamischer Geistlicher erklärte ihn zum „Ungläubigen“ und forderte, dass er vor ein Religionsgericht gestellt werde. Mehr als 21.000 Personen sollen inzwischen auf einer Facebook-Seite für die Hinrichtung dieses „Abtrünnigen“ plädiert haben.

Interpol streitet alles ab

Angesichts der Bedrohung hatte Kaschgari um Entschuldigung gebeten, die Tweets gelöscht und Saudi-Arabien in Richtung Malaysia verlassen. Dort war er am Donnerstag angeblich auf Grund eines von Interpol ausgestellten Haftbefehls festgenommen worden. Der Wärter der zwei heiligen Moscheen, König Abdullah, habe von Malaysia seine Auslieferung verlangt, hieß es in der arabischen Presse. Genauso ist es denn auch geschehen. Als der Blogger Kaschgari Sonntagnacht auf dem König-Khaled-Flughafen in Riad ankam, wurde er sofort in Haft genommen. Jetzt wartet er auf ein Verfahren.

Die malaysischen Behörden erklärten, dass sie jede Person an ihr Heimatland ausliefern werde, der ein Verbrechen vorgeworfen werde. Ein förmliches Auslieferungsabkommen mit Saudi-Arabien besteht nicht. Interpol dementierte inzwischen, dass der Blogger aufgrund eines internationalen Haftbefehls in Kuala Lumpur festgenommen worden sei. Angeblich war er auf dem Weg nach Neuseeland, um dort Asyl zu beantragen. GB