Der Troll in uns

JUGENDTHEATER Der englische Dramatiker Dennis Kelly zeigt, was passiert, wenn Kinder auf sich allein gestellt sind. Die deutsche Uraufführung von „Unser Lehrer ist ein Troll“ steht jetzt in Hannover an

„Das Stück ist spaßig und andererseits überhaupt nicht lustig“

Ricarda Beilharz, Regisseurin

Ein Stück für Kinder. Und mit Kindern: Die Schüler der 2 b sind selbst schuld. Sie haben ihre Schulleiterin mit ihren ewigen Fragen „Warum?“ zur Verzweiflung getrieben, bis sie in einer Grube Zuflucht sucht, Sand isst und muht. Also muss ein neuer Direktor her – und der ist ein Troll.

Er ordnet an, dass die Schüler ab sofort im Schulhof nach Gold graben – wer ungezogen ist, wird bestraft, schlimmstenfalls fasst ihn der Troll mit seiner ekligen, langen, mit Saugnäpfen besetzten Zunge und frisst ihn auf. Manchmal bleibt noch ein Schuh übrig, bestenfalls mit dem dazugehörigen Fuß.

Die aufsässigen Schüler sind ratlos, selbst Holly und Sean, die sich ihren nom de guerre „Die schrecklichen Zwillinge“ redlich verdient haben. Sie wandern durchs Land und suchen Hilfe, selbst beim Premierminister – vergeblich. Die Erwachsenen reden sich raus und lassen die Kinder im Stich, ausnahmslos. Die Lektion ist bitter, aber heilsam: Sie müssen sich selbst helfen.

„Unser Lehrer ist ein Troll“ heißt das neue Stück von Dennis Kelly. Lars-Ole Walburg, Intendant des Schauspielhauses Hannover, schätzt den 1970 geborenen englischen Dramatiker hoch. Der wuchs in einer irischen Familie mit vier Geschwistern als Sohn eines Busschaffners auf, verließ mit 16 Jahren die Schule, machte später einen Abschluss in den Fächern Drama und Theater und schrieb mit 30 Jahren sein erstes Stück. Inzwischen ist er vielfach ausgezeichnet – und auch in Deutschland werden seine oft sozial engagierten Stücke viel gespielt.

Im hannoverschen Ballhof führt Ricarda Beilharz Regie bei der deutschsprachigen Erstaufführung von „Our Teacher’s a Troll“ am kommenden Freitag. Bei ihr tritt der titelgebende Troll gar jedoch gar nicht auf: Da er „für mich ein System darstellt“, sagt sie, „kommt er direkt gar nicht vor“. Stattdessen habe man versucht, den Troll in den jeweiligen Situationen in den Figuren zu entdecken. Ricarda Beilharz interessiert sich dafür, welche Folgen „man an Menschen sehen kann, die in autoritären Systemen existieren müssen“. Das Stück zeige das mit schwarzem, britischen Humor – „was sehr spaßig ist und andererseits überhaupt nicht lustig, weil das, was hinter dem Witz steckt, ernst und makaber ist“.

Muss man ein Stück für Kinder anders inszenieren als für Erwachsene? „Ja und nein“, sagt Beilharz. „Unser Lehrer ist ein Troll“ ist für Jugendliche ab 12 Jahren angesetzt – und denen traut die Regisseurin im Umgang mit dem Thema einiges zu. Zumal das Theater bei der Darstellung von Gewalt – „vielleicht glücklicherweise“ – dem Film hinterherhinke. In ihrer Inszenierung, hofft sie, sind Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen gut aufgehoben. Eines ist sicher: „Unser Lehrer ist ein Troll“ ist zugleich unterhaltsam und macht Mut.  ULRICH FISCHER

Premiere: 17. Februar, 19.30 Uhr, Hannover, Ballhof zwei. Weitere Vorstellungen: 19. Februar sowie 6., 7. und 17. März