Berliner Kino : Tschelnoki sind HändlerInnen in ständiger Bewegung
Der „Jarmark Europa“ im Warschauer Dziesieciolecia-Stadion ist für Touristen so etwas wie eine skurrile Sehenswürdigkeit, denn hier trifft man auf die seltsamsten Dinge und Menschen und verkauft wird einfach alles: DVDs, Kleider, Schuhe, Schmuck und Bratpfannen, aber auch Hundebabys, Wodka und Waffen. Für Besucher mag die Atmosphäre interessant sein – doch die Händler sitzen dort teilweise aus purer Not. Vor allem Frauen sichern somit den Lebensunterhalt ganzer Familien. Zwei dieser Frauen hat die Filmemacherin Minze Tummescheit begleitet: auf ihren Reisen, nach Hause und auf dem Markt. Kaleriea Michajlowna, ehemalige Leiterin einer Poliklinik, und Swetlana Anatoljewa, ehemalige Musiklehrerin, kaufen in ihrer russischen Heimat billig Waren, die sie in Polen teuer verkaufen. Swetlana hat sich auf Bücher, Musik und Videos spezialisiert – der Renner bei russischen Händlern, die sich irgendwie die Zeit vertreiben müssen. Tummescheits Film zeigt das Schicksal zweier Frauen, die nicht von der EU-Osterweiterung profitieren werden. Sie leben zwischen zwei Welten, bilden eine Leerstelle – so wie der Film oft keine Bilder zeigt, wenn es um den Grenzbereich von Legalität und gedulteter Kriminalität geht.