ecki von klaeden vs. ed von schleck von HARTMUT EL KURDI :
Bei der morgendlichen Presselektüre stößt man immer wieder auf Artikel, die vermuten lassen, ihre Autoren hätten ihr Handwerk in der Hedwig-Courts- Mahler-Grundschule für angewandte Anwanzerei erlernt. Egal, wie abstoßend ein Politiker auch sein mag, es findet sich immer noch ein Journalist, der sich kitschstammelnd an ihn heranrobbt. So porträtierte Ansgar Graw vor kurzem in der Welt den „Korvettenkapitän der Reserve“ und „umgänglichen“ CDU-Obmann im Visa-Untersuchungsausschuss Eckart von Klaeden mit folgenden tantig-glitschigen Sätzen: „Der Sohn eines Pfarrers und einer Sozialfürsorgerin schätzt guten deutschen Riesling, aber gern auch ein Bierchen … Und auch ins Kino lässt ihn der Terminkalender immer seltener. Darum legt der verhinderte Cineast abends, wenn er nach Hause kommt und zu erschöpft ist, um in Geschichtsbüchern zu lesen, gelegentlich eine DVD ein.“ Im Anschluss attestiert Graw dem „Chefjäger der Union“ noch, „bei aller blitzgescheiten Sachlichkeit über einen mitunter ätzenden Humor“ zu verfügen. Puh!
Aber Graw ist nicht der Einzige, der dem funkensprühenden Pummelcharme von Klaedens verfallen ist. Im Nachklapp zur Fischer-Vernehmung am Montag legte Claus Hulverscheidt in der Financial Times Deutschland ebenso devot wie inhaltsleer nach: „Dabei gilt ‚Ecki‘ selbst bei der Konkurrenz von SPD und Grünen als durchaus witzig und unterhaltsam. Er ist ein lockerer Typ, trinkt am Abend auch mal ein paar Gläser Rotwein oder Bier …“
Was soll man mit solchen Informationen anfangen? Wen interessieren eigentlich „Eckis“ Trinkgewohnheiten? Aber lassen wir uns ruhig noch ein wenig auf Hulverscheidts Parallelwelt ein: „Entsprechend sachlich geht von Klaeden die Vernehmung Fischers an. Er fragt hartnäckig, aber höflich, unterbricht Fischer, wenn der ins Lamentieren und Schwadronieren gerät … Nur wenn der Zeuge ausweicht … wird der CDU-Mann kurz lauter: ‚Die Fragen stelle ich hier, Herr Fischer.‘“
Man kann von Fischer halten, was man will, und mir wäre nichts wurschter, als wenn er zurückträte, aber wer seine Vernehmung durch Uhl und von Klaeden verfolgt hat, muss zugeben, dass Fischer bei allem Gegockel, Geknarze und Herumeiern peinlicherweise immer noch souveräner wirkte als die verzweifelten Unionisten, die sich doch so dolle vorgenommen hatten, den Minister zu grillen. So schien es zum Beispiel, als wolle von Klaeden seiner im hysterischen Unteroffizierston gebellten „Die Fragen stelle ich hier“-Ansage ein trotziges „Menno!“ hinterherschicken, sich auf den Boden werfen und mit den Armen und Beinen strampeln. Weil der doofe Joschka selbst in dieser Situation mehr Spaß zu haben schien als der kleine Ecki.
Diese negative Bewunderung scheint von Klaedens Grundproblem zu sein: Eigentlich wäre er gern wie Joseph Fischer, den er irrtümlicherweise für wild, respektlos und sexy hält. Und der nicht in die öde Schüler-Union eintreten musste, um Minister zu werden. Aber Ecki ist leider so uncool, dass er noch nicht einmal bemerkt, wie uncool Fischer inzwischen ist. Und das ist wirklich ’ne Leistung. Heidewitzka, Herr Korvettenkapitän!